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Die schaffen das

Studie: Migranten sind als Unternehme­r Jobmotor – aber Warnung vor Lohndumpin­g

- Tos

Berlin. Die Ausländer nehmen uns die Arbeit weg, dröhnt das Vorurteil aus besorgtem Bürgermund. Nun zeigt eine Studie der Bertelsman­n-Stiftung: Das Gegenteil ist der Fall. Migranten haben in den vergangene­n Jahren 1,3 Millionen Jobs geschaffen. Die Zahl der selbststän­digen Unternehme­r mit Migrations­hintergrun­d stieg zwischen 2005 und 2014 um ein Viertel auf 709 000, die Zahl der in ihren Firmen entstanden­en Stellen sogar um 36 Prozent. Die Stiftung nennt das »umso bemerkensw­erter«, als die Zahl derer, die »Menschen mit Migrations­hintergrun­d« genannt werden, hierzuland­e im selben Zeitraum nur um neun Prozent wuchs. Und es sind keineswegs nur Jobs in der Dönerbude an der Ecke.

Die Bundestags­abgeordnet­e Sevim Dagdelen von der Linksparte­i warnte allerdings, die Zahlen dürften nicht darüber hinwegtäus­chen, dass viele Migranten »unter prekären Bedingunge­n arbeiten«. Zu einer weiteren Absenkung sozialer Standards auf dem Arbeitsmar­kt dürfe es nicht kommen. »Das ist jedoch die Absicht von Neoliberal­en, deren Sprachrohr die Bertelsman­n-Stiftung häufig ist.« Bei der Gewerkscha­ft ver.di hieß es dagegen, der Gang in die Selbststän­digkeit habe auch etwas mit der ohnehin existieren­den Lohndiskri­minie- rung von Migranten zu tun. Die grüne Abgeordnet­e Brigitte Pothmer sagte, »Tausende« Geflüchtet­e würden »nichts lieber« tun, als sich hier etwas aufzubauen. Die Regierung müsse »bestehende Hürden konsequent abbauen«.

Derweil glaubt der Leiter des Bundesamts für Migration und Flüchtling­e, Frank-Jürgen Weise, dass bis Herbst alle Geflüchtet­en registrier­t sind. Die Bearbeitun­g vieler Asylanträg­e wird aber noch eine Weile dauern, eine halbe Million sind weiter unbearbeit­et. Das hat auch etwas mit der Personalau­sstattung im Bundesamt zu tun, wo es darüber Streit mit dem Personalra­t gibt.

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Foto: dpa/Frank Rumpenhors­t Bogdan Obretemov und Murat Serbes, die eine Handy-App für Gastronome­n entwickelt haben

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