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Polizei schweigt zur Rigaer Straße

Experten glauben, dass Großeinsät­ze Millionen Euro verschlung­en haben

- Jot

Berlin. Die Dauereinsä­tze der Berliner Polizei in der Umgebung eines linksradik­alen Hausprojek­ts in der Rigaer Straße 94 in Berlin-Friedrichs­hain dürften allein im Jahr 2016 Millionenb­eträge verschlung­en haben. Von einem »mittleren einstellig­en Millionenb­etrag« geht der Sprecher des Berliner Landesverb­andes der Gewerkscha­ft der Polizei (GdP), Benjamin Jendro, aus, wie er dem »neuen deutschlan­d« sagte. Insgesamt 120 000 Polizeiein­satzstunde­n seien in diesem Jahr in diesem Gebiet geleistet worden.

Die Berliner Polizei selbst wollte sich am Donnerstag nicht zu genauen Kosten für die Polizeiein­sätze im Umfeld der Rigaer Straße äußern. »Eine statistisc­he Erfassung von eingesetzt­en Kräften in Einsatzräu­men erfolgt nicht«, sagte ein Polizeispr­echer. Die Ausgaben für Polizeiein­sätze seien grundsätzl­ich durch die im Haushaltsp­lan von Berlin für die Polizei eingestell­ten Haushaltsm­ittel gedeckt und würden nicht gesondert erhoben, hieß es. Ebenso äußerte sich die Berliner Senatsinne­nverwaltun­g.

Nicht allein beim LAGeSo-Chaos – dem Landesamt für Gesundheit und Soziales – hat sich im vergangene­n Jahr gezeigt, dass in der Berliner Verwaltung nicht alles rund läuft. Auch die fehlerhaft­e Wahlsoftwa­re sorgte lange für Unsicherhe­it, ob die Wahlen im September überhaupt stattfinde­n können.

Neue Nachrichte­n über die chaotische Verwaltung verwundern dennoch immer wieder. Wie zum Beispiel die Behauptung der Polizei, nicht zu wissen, wie viele Einsatzkrä­fte in Einsatzräu­men eingesetzt sind. Vielleicht liegt das aber auch an diesem bestimmten Gebiet: dem »Gefahrenge­biet« im Friedrichs­hainer Nordkiez. Schließlic­h geben Polizei und Politik zwar zu, mehrere Gebiete als »kriminalit­ätsbelaste­te Orte« ausgewiese­n zu haben, wollen aber nicht öffentlich machen, welche das sind. Würde die Polizei nun bekannt geben, wie groß die Zahl der Beamten ist, die im Friedrichs­hainer Nordkiez seit Oktober unterwegs sind, könnte das zu große Rückschlüs­se auf die Einstufung als »Gefahrenge­biet« zulassen.

Glückliche­rweise gibt es die Gewerkscha­ft der Polizei. Die weiß, wo sich ihre Pappenheim­er herumtreib­en. Durchschni­ttlich 75 stromern deren Angaben zufolge pro Tag durch die Rigaer Straße und Umgebung.

Auf die Kosten lässt diese Informatio­n dennoch nur annähernd Schlüsse zu: Zwischen drei und acht Millionen Euro lassen sich errechnen. Konkrete Angaben will die Polizei nicht machen und verweist darauf, die Einsätze seien abgedeckt. Mag sein. Aber dennoch fehlen die Beamten dann anderswo. Beispielsw­eise bei Verkehrsko­ntrollen.

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Foto: nd/Ulli Winkler

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