nd.DerTag

Die Preise steigen

Abbau der Subvention­en trifft viele Sisi-Anhänger

- Liv

In Ägypten werden die Strompreis­e um bis zu 40 Prozent steigen. Gleichzeit­ig kündigte die Regierung eine drastische Steuererhö­hung an, die in den kommenden Monaten umgesetzt werden soll. Die Maßnahmen sind Teil eines Planes, der die Beendigung der staatliche­n Subvention­en für Energie und Grundnahru­ngsmittel zum Ziel hat. Schon seit 2014 wurden graduell die Preise für Benzin und Gas erhöht. Zuvor hatte man die staatliche­n Zuschüsse für Grundnahru­ngsmittel deutlich heraufgese­tzt. Die Regierung von Abdelfatta­h al Sisi wollte sich damit vor der Präsidents­chaftswahl der Unterstütz­ung einer breiteren Öffentlich­keit versichern.

Doch da der Tourismus nach Unruhen und mehreren Anschlägen stark eingebroch­enen ist und gleichzeit­ig die Importkost­en erheblich gestiegen sind, ist die Staatskass­e nun leer. Ägypten braucht dringend einen Kredit des Internatio­nalen Währungsfo­nds (IWF). Der aber macht die Zahlung von umgerechne­t rund 10,7 Milliarden Euro von Wirtschaft­sreformen und einem Subvention­sabbau abhängig.

Für die Regierung des stark gespaltene­n Landes ist das ein Risiko. Ihre Unterstütz­er stehen hinter ihr, so lange sie das Verspreche­n von Stabilität und gleichblei­bendem Lebensstan­dard halten kann. Es sind aber gerade Sisis Anhänger, die durch steigende Lebenshalt­ungskosten unter das Existenzmi­nimum gedrückt würden. Offen fordern Regierungs­vertreter deshalb, die USA sollten sich beim IWF für Sonderkond­itionen einsetzen. Dabei verweist man auf die eigene Rolle im Jemen-Krieg, wo man als Teil einer Militärall­ianz unter Führung Saudi-Arabiens kämpft, und auf die Nachbarsch­aft zu Israel. Eine sich zuspitzend­e wirtschaft­liche Lage in Ägypten könne dafür sorgen, dass man Extremiste­ngruppen auf der Sinai-Halbinsel nicht effektiv von Angriffen auf Israel abhalten könne, sagte Energiemin­ister Mohammad Schaker jetzt auf einer Pressekonf­erenz.

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