»Zynische Vorwürfe«
Führung in Kiew weist alle Anschuldigungen als Fantasien zurück
Die Ukraine bestreitet, jeglichen Bezug zu den Vorfällen an der Krim-Grenze zu haben. Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko bezeichnete die Vorwürfe aus Moskau als »zynisch«. Es waren deutliche Worte, die der ukrainische Präsident Petro Poroschenko am Mittwochabend gegen Moskau wählte. »Die Vorwürfe, die die russische Seite erhebt, sind genauso zynisch, wie die Behauptungen, dass es im Donbass keine russischen Soldaten gibt«, sagte Poroschenko in einer offiziellen Stellungnahme. Zuvor hatte der russische Geheimdienst FSB Kiew die Planung von Terroranschlägen auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim vorgeworfen. »Diese Fantasien haben nichts mit der Wahrheit zu tun. Es sind nur neue militärische Bedrohungen durch Russland«, betonte Poroschenko. Russland finanziere und unterstütze Terrorismus in der Ukraine.
Allein die Wortwahl des ukrainischen Präsidenten zeigt, wie ernst die Lage rund um die Krim und auch um den umkämpften Donbass vom offiziellen Kiew wahrgenommen wird. Die Situation im Osten hat sich zuletzt stark verschlechtert, die Kämpfe haben deutlich zugenommen – und die Anzahl der russischen Truppen an der ukrainischen Grenze ist Medienberichten zufolge auch gewachsen.
»Die Krim war, ist und bleibt ukrainisch. Wir haben mit den Vorfällen nichts zu tun«, versicherte Olexander Turtschinow, Vorsitzender des ukrainischen Sicherheitsrates. »Es ist ein Zeichen, dass Russland die gesamte Lage zuspitzen möchte – und das Minsker Abkommen in Frage stellen will.« Jurij Tandit, Berater des Chefs des ukrainischen Sicherheitsdienstes SBU Wassilij Grizak, äußerte sich ähnlich: »Wir werden auf keinen Fall mit Gewalt unser Territorium zurückerobern. Auf der Krim leben ukrainische Staatsbürger, wir dürfen so etwas einfach nicht. Was wir sehen, ist wohl ein Versuch, Druck für die nächsten Verhandlungen auszuüben.«
Damit ist vor allem der kommende G20-Gipfel gemeint, bei dem ein neues Treffen im NormandieFormat zwischen Deutschland, Frankreich, Russland und der Ukraine stattfinden könnte. In der Ukraine wird befürchtet, dass die russische Führung dieses Format nun begraben möchte.
Außerdem wird in den ukrainischen Medien vermutet, dass der ukrainische Staatsbürger Jewhen Panow, der vom FSB als ein vermeintlicher Täter festgenommen wurde, womöglich vom ukrainischen Gebiet aus entführt worden ist. »Ich kann das einfach nicht glauben. Mein Bruder wurde entführt. Es gibt gar keine Möglichkeit, wie er auf die Krim gelangen könnte«, sagt Panows Bruder Ihor Koteljanez. Anders als vom FSB behauptet, soll er angeblich keinerlei Kontakte zum ukrainischen Geheimdienst oder zum Verteidigungsministerium haben.
Während alle Kontrollpunkte wieder normal funktionieren, versetzte Poroschenko die ukrainischen Truppen in Grenznähe zur Krim und im Donbass in Kampfbereitschaft. »Wir müssen vorsichtshalber vorbereitet sein«, sagte er während eines Treffens mit Turtschinow, dem Verteidigungsminister Stepan Poltorak und dem Außenminister Pawlo Klimkin.