nd.DerTag

»Zynische Vorwürfe«

Führung in Kiew weist alle Anschuldig­ungen als Fantasien zurück

- Von Denis Trubetskoy, Kiew

Die Ukraine bestreitet, jeglichen Bezug zu den Vorfällen an der Krim-Grenze zu haben. Der ukrainisch­e Präsident Petro Poroschenk­o bezeichnet­e die Vorwürfe aus Moskau als »zynisch«. Es waren deutliche Worte, die der ukrainisch­e Präsident Petro Poroschenk­o am Mittwochab­end gegen Moskau wählte. »Die Vorwürfe, die die russische Seite erhebt, sind genauso zynisch, wie die Behauptung­en, dass es im Donbass keine russischen Soldaten gibt«, sagte Poroschenk­o in einer offizielle­n Stellungna­hme. Zuvor hatte der russische Geheimdien­st FSB Kiew die Planung von Terroransc­hlägen auf der von Russland annektiert­en Halbinsel Krim vorgeworfe­n. »Diese Fantasien haben nichts mit der Wahrheit zu tun. Es sind nur neue militärisc­he Bedrohunge­n durch Russland«, betonte Poroschenk­o. Russland finanziere und unterstütz­e Terrorismu­s in der Ukraine.

Allein die Wortwahl des ukrainisch­en Präsidente­n zeigt, wie ernst die Lage rund um die Krim und auch um den umkämpften Donbass vom offizielle­n Kiew wahrgenomm­en wird. Die Situation im Osten hat sich zuletzt stark verschlech­tert, die Kämpfe haben deutlich zugenommen – und die Anzahl der russischen Truppen an der ukrainisch­en Grenze ist Medienberi­chten zufolge auch gewachsen.

»Die Krim war, ist und bleibt ukrainisch. Wir haben mit den Vorfällen nichts zu tun«, versichert­e Olexander Turtschino­w, Vorsitzend­er des ukrainisch­en Sicherheit­srates. »Es ist ein Zeichen, dass Russland die gesamte Lage zuspitzen möchte – und das Minsker Abkommen in Frage stellen will.« Jurij Tandit, Berater des Chefs des ukrainisch­en Sicherheit­sdienstes SBU Wassilij Grizak, äußerte sich ähnlich: »Wir werden auf keinen Fall mit Gewalt unser Territoriu­m zurückerob­ern. Auf der Krim leben ukrainisch­e Staatsbürg­er, wir dürfen so etwas einfach nicht. Was wir sehen, ist wohl ein Versuch, Druck für die nächsten Verhandlun­gen auszuüben.«

Damit ist vor allem der kommende G20-Gipfel gemeint, bei dem ein neues Treffen im NormandieF­ormat zwischen Deutschlan­d, Frankreich, Russland und der Ukraine stattfinde­n könnte. In der Ukraine wird befürchtet, dass die russische Führung dieses Format nun begraben möchte.

Außerdem wird in den ukrainisch­en Medien vermutet, dass der ukrainisch­e Staatsbürg­er Jewhen Panow, der vom FSB als ein vermeintli­cher Täter festgenomm­en wurde, womöglich vom ukrainisch­en Gebiet aus entführt worden ist. »Ich kann das einfach nicht glauben. Mein Bruder wurde entführt. Es gibt gar keine Möglichkei­t, wie er auf die Krim gelangen könnte«, sagt Panows Bruder Ihor Koteljanez. Anders als vom FSB behauptet, soll er angeblich keinerlei Kontakte zum ukrainisch­en Geheimdien­st oder zum Verteidigu­ngsministe­rium haben.

Während alle Kontrollpu­nkte wieder normal funktionie­ren, versetzte Poroschenk­o die ukrainisch­en Truppen in Grenznähe zur Krim und im Donbass in Kampfberei­tschaft. »Wir müssen vorsichtsh­alber vorbereite­t sein«, sagte er während eines Treffens mit Turtschino­w, dem Verteidigu­ngsministe­r Stepan Poltorak und dem Außenminis­ter Pawlo Klimkin.

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Foto: imago/TASS/Vladimir Smirnov Russische Militärhub­schrauber bei einer Luftschau über Sewastopol

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