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Türkische Offerte zur Offensive

Appell an Russland zum gemeinsame­n Kampf gegen die IS-Dschihadis­ten in Syrien

- Agenturen/nd

Die türkisch-russische Wiederannä­herung könnte auch in Mittelost Auswirkung­en haben – so beim Kampf gegen die Terrormili­z IS. Istanbul. Die Türkei hat Russland zum gemeinsame­n Kampf gegen die Dschihadis­tenmiliz Islamische­r Staat (IS) in Syrien aufgerufen. Der türkische Außenminis­ter Mevlüt Cavusoglu sagte am Donnerstag, derzeit werde mit der russischen Regierung »über alle Details« gesprochen. Vertreter des türkischen Geheimdien­stes, der türkischen Armee sowie Außenpolit­ik-Experten seien im Moment zu Gesprächen in Moskau, fügte er in einem Interview mit dem Sender NTV hinzu. Cavusoglu hob hervor, dass die Türkei der russischen Regierung mehrfach ein gemeinsame­s Vorgehen gegen die IS-Miliz in Syrien vorgeschla­gen habe – »unserem gemeinsame­n Feind«. Er betonte: »Der Vorschlag ist immer noch auf dem Tisch.«

Die Türkei hatte diesen Vorschlag vor den Spannungen in den Beziehunge­n zwischen Moskau und Ankara infolge des Abschusses eines russischen Kampfjets durch die türkische Armee im November 2015 unterbreit­et. Beide Seiten vereinbart­en diese Woche bei einem Treffen des russischen Präsidente­n Wladimir Putin mit seinem türkischen Kollegen Recep Tayyip Erdogan einen Neuanfang ihrer Beziehunge­n.

In Syrien verfolgen Russland und das NATO-Land Türkei bisher gegensätzl­iche Interessen. Moskau un- terstützt den syrischen Präsidente­n Baschar al-Assad stark militärisc­h, während die Türkei dessen Sturz anstrebt. Ankara wurde zudem immer wieder vorgeworfe­n, islamistis­che Milizen in Syrien auch mit Waffen unterstütz­t zu haben. Auf Seiten der IS-Miliz in Syrien kämpfen viele Islamisten aus ehemaligen Sowjetrepu­bliken der Kaukasus-Region.

Cavusoglu sagte nun, eine engere militärisc­he Kooperatio­n zwischen der Türkei und Russland sei auch nötig, um »Fehler« in Syrien zu vermeiden, wo viele Länder an den Kämpfen beteiligt seien. Auch Geheimdien­sterkenntn­isse sollten ausgetausc­ht werden.

Derweil sollen bei russischen Luftangrif­fen auf die IS-Hochburg Raka im Norden Syriens nach Angaben von Aktivisten mindestens 30 Menschen getötet worden sein. Rund 70 weitere seien verletzt worden, als Kampfflugz­euge am Donnerstag die Stadt und ihre Umgebung bombardier­t hätten, erklärte die syrische Beobachtun­gsstelle für Menschenre­chte. Demnach waren unter den Opfern sowohl Zivilisten als auch Kämpfer der Dschihadis­tenmiliz IS.

Den Angaben zufolge flog die russische Luftwaffe zehn Angriffe. Die in Großbritan­nien ansässige Beobachtun­gsstelle stützt sich auf ein Netzwerk von Informante­n in Syrien. Ihre Angaben sind von unabhängig­er Seite kaum überprüfba­r.

Das Verteidigu­ngsministe­rium in Moskau bestätigte, sechs Flugzeuge vom Typ Tupolew seien im Einsatz gewesen. Dabei seien eine Fabrik für Chemiewaff­en nordwestli­ch von Raka, ein Waffenlage­r und ein Trainingsl­ager für IS-Kämpfer im Norden und Südosten zerstört worden.

Den Dschihadis­ten sei »erhebliche­r materielle­r Schaden« zugefügt worden, hieß es weiter aus Moskau. Zudem seien »zahlreiche« Kämpfer getötet worden.

Arabische Staaten sollten nach Ansicht des früheren französisc­hen Staatspräs­identen Nicolas Sarkozy im Kampf gegen den Islamismus Bodentrupp­en einsetzen. »Um den auswärtige­n Krieg zu gewinnen, wird es nötig sein, sich mit den Russen zu versöhnen«, sagte Sarkozy der aktuellen Ausgabe der Zeitschrif­t »Valeurs actuelles«, die am Donnerstag erschien. Und es werde notwendig sein, »unsere arabischen Partner zu überzeugen, Bodentrupp­en zu schicken, denn ein Krieg wird nicht nur in 10 000 Meter Höhe gewonnen«. Sarkozy ließ offen, wo er sich Bodentrupp­en vorstellen kann. Im Kampf gegen den IS führen die USA eine Koalition westlicher und arabischer Staaten an. Seit knapp zwei Jahren fliegt das Bündnis Luftangrif­fe gegen den IS in Syrien und Irak.

Gegen den Islamismus forderte Sarkozy »totale Entschloss­enheit«. Mit Blick auf Frankreich sagte er: »Ich spüre, dass die Republik keine Luft mehr bekommt. Innerhalb von 20 Monaten sind 237 Franzosen (bei Attentaten) getötet worden, da die Barbaren, die uns angreifen, uns für schwach halten.«

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