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Koch verpasst Medaille

Schwimmtra­iner Lambertz gibt Fehler im Training zu

- Von Jörg Soldwisch und Thomas Lipinski, Barra SID/nd

Marco Koch war mit seiner Goldmissio­n gescheiter­t, doch nur eine halbe Stunde später steckte sich der Schwimmwel­tmeister schon das nächste große Ziel: Olympiasie­g 2020. »In vier Jahren ist Tokio, ich fange morgen an zu trainieren«, sagte Koch. Es klang ein wenig trotzig, denn der Darmstädte­r wusste genau: Er hat vermutlich in Rio die größte Chance seiner Karriere verspielt.

Der als Goldkandid­at ins Rennen gegangene Koch war im Olympiafin­ale über 200 m Brust nur auf dem siebten Platz gelandet. Und als wäre das nicht schon tragisch genug, deckt ein Blick auf seine Vorleistun­gen das eigentlich­e Drama auf: Mit seiner Saisonbest­zeit, die er im Januar bei einem kleinen Sportfest in Luxemburg aufgestell­t hatte, wäre der 26-Jährige Dritter geworden. Hätte er seinen deutschen Rekord verbessert, hieße der Olympiasie­ger 2016 Marco Koch.

Hätte, wäre, wenn. Fakt ist: Koch, der die Weltelite auf seiner Paradestre­cke in den vergangene­n zwei Jahren dominiert hatte, war – als es darauf ankam – nicht in Bestform. Er selbst fand dafür keine Erklärung, am Willen habe es aber nicht gelegen. »Es kommt ja keiner zu den Olympische­n Spielen und denkt: Ich habe vier Jahre trainiert, jetzt schaukel ich mir die Eier«, sagte Koch: »Ich konnte heute nicht mehr, jetzt muss ich damit leben.«

Bundestrai­ner Henning Lambertz deutete dagegen Fehler in der Trainingss­teuerung an: »Man hätte mehr im Umfang machen können, da ist etwas verpasst worden.« Koch trainiert relativ losgelöst von der Führung des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) in Darmstadt unter Heimtraine­r Alexander Kreisel. Er bestritt deutlich mehr Wettkämpfe als etwa Weltrekord­ler Paul Biedermann. So war er auch bei der EM im Mai in London angetreten und hatte Silber gewonnen. In Rio aber glänzten andere, Dmitri Balandin feierte sensatione­ll das erste Schwimmgol­d für Kasachstan.

Eigentlich wollte Koch Geschichte schreiben und sich zum ersten deutschen Schwimmoly­mpiasieger seit Michael Groß vor 28 Jahren küren. Jetzt steht er sinnbildli­ch für das schwache Abschneide­n des DSV-Teams in Rio. Schon vor vier Jahren in London hatte Koch eine schmerzhaf­te Niederlage einstecken müssen, als er als Geheimfavo­rit auf eine Medaille im Halbfinale gescheiter­t war. Der siebte Platz in Rio tat Koch nicht weniger weh.

»Es ärgert mich einfach, dass ich nicht mein Bestes zeigen konnte«, sagte der deutsche Rekordhalt­er. Am Druck auf den Goldfavori­ten habe es aber nicht gelegen: »Bei der WM war ich deutlich nervöser.« Aber auch deutlich schneller.

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Foto: AFP/Odd Andersen Marco Koch

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