Koch verpasst Medaille
Schwimmtrainer Lambertz gibt Fehler im Training zu
Marco Koch war mit seiner Goldmission gescheitert, doch nur eine halbe Stunde später steckte sich der Schwimmweltmeister schon das nächste große Ziel: Olympiasieg 2020. »In vier Jahren ist Tokio, ich fange morgen an zu trainieren«, sagte Koch. Es klang ein wenig trotzig, denn der Darmstädter wusste genau: Er hat vermutlich in Rio die größte Chance seiner Karriere verspielt.
Der als Goldkandidat ins Rennen gegangene Koch war im Olympiafinale über 200 m Brust nur auf dem siebten Platz gelandet. Und als wäre das nicht schon tragisch genug, deckt ein Blick auf seine Vorleistungen das eigentliche Drama auf: Mit seiner Saisonbestzeit, die er im Januar bei einem kleinen Sportfest in Luxemburg aufgestellt hatte, wäre der 26-Jährige Dritter geworden. Hätte er seinen deutschen Rekord verbessert, hieße der Olympiasieger 2016 Marco Koch.
Hätte, wäre, wenn. Fakt ist: Koch, der die Weltelite auf seiner Paradestrecke in den vergangenen zwei Jahren dominiert hatte, war – als es darauf ankam – nicht in Bestform. Er selbst fand dafür keine Erklärung, am Willen habe es aber nicht gelegen. »Es kommt ja keiner zu den Olympischen Spielen und denkt: Ich habe vier Jahre trainiert, jetzt schaukel ich mir die Eier«, sagte Koch: »Ich konnte heute nicht mehr, jetzt muss ich damit leben.«
Bundestrainer Henning Lambertz deutete dagegen Fehler in der Trainingssteuerung an: »Man hätte mehr im Umfang machen können, da ist etwas verpasst worden.« Koch trainiert relativ losgelöst von der Führung des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) in Darmstadt unter Heimtrainer Alexander Kreisel. Er bestritt deutlich mehr Wettkämpfe als etwa Weltrekordler Paul Biedermann. So war er auch bei der EM im Mai in London angetreten und hatte Silber gewonnen. In Rio aber glänzten andere, Dmitri Balandin feierte sensationell das erste Schwimmgold für Kasachstan.
Eigentlich wollte Koch Geschichte schreiben und sich zum ersten deutschen Schwimmolympiasieger seit Michael Groß vor 28 Jahren küren. Jetzt steht er sinnbildlich für das schwache Abschneiden des DSV-Teams in Rio. Schon vor vier Jahren in London hatte Koch eine schmerzhafte Niederlage einstecken müssen, als er als Geheimfavorit auf eine Medaille im Halbfinale gescheitert war. Der siebte Platz in Rio tat Koch nicht weniger weh.
»Es ärgert mich einfach, dass ich nicht mein Bestes zeigen konnte«, sagte der deutsche Rekordhalter. Am Druck auf den Goldfavoriten habe es aber nicht gelegen: »Bei der WM war ich deutlich nervöser.« Aber auch deutlich schneller.