System Schule abschaffen
Wenn Kinder oder Jugendliche unentschuldigt in der Schule fehlen, kann das viele Gründe haben. Dass sie nichts lernen wollen, ist wohl keiner davon. Stattdessen können sie Prüfungs- und Versagensängste haben, Mobbingerfahrungen oder schlicht ein Leben, ein eigenes oder das ihrer Verwandten, das sie an anderer Stelle fordert. Wenn man wirklich will, dass diese Kinder trotzdem lernen, muss man das System Schule ändern. Man braucht nicht nur kleinere Klassen, wie nun von der Bildungssenatorin angestrebt, man braucht ein Gegenüber, das sich einem auf Augenhöhe widmet, individuelle Lernpläne und -ziele, die Abschaffung des Notenund Vergleichssystems.
Das betrifft leider nicht weniger als das gesamte Schulsystem, auch wenn die Gymnasien in der Fehltagequote am besten abschneiden – nicht, weil die Schüler hier mit dem System Schule so gut klar kämen, sondern weil sie denken (oder es zu Hause eingetrichtert bekommen), dass sie nicht mit dem Gesetz in Konflikt kommen sollten.
Bis aber das bisherige System Schule abgeschafft wird, braucht es Zwischenlösungen für Kinder, die den Schulbesuch verweigern. Das schlichte Akzeptieren der Realität, dass es Schulverweigerer gibt, die auch keine Polizei mehr in die Schule bringen wird, wäre ein erster Schritt. Für diese Schüler muss man schon jetzt Orte schaffen, die ganz anders sind als Schule, mit Sozialarbeitern, mit Themen, die sie erreichen. Selbst konservative Hardliner müssen einsehen, dass man zwar immer wieder die Polizei rufen kann, dadurch aber niemand lieber zur Schule gehen wird.