nd.DerTag

System Schule abschaffen

- Ellen Wesemüller

Wenn Kinder oder Jugendlich­e unentschul­digt in der Schule fehlen, kann das viele Gründe haben. Dass sie nichts lernen wollen, ist wohl keiner davon. Stattdesse­n können sie Prüfungs- und Versagensä­ngste haben, Mobbingerf­ahrungen oder schlicht ein Leben, ein eigenes oder das ihrer Verwandten, das sie an anderer Stelle fordert. Wenn man wirklich will, dass diese Kinder trotzdem lernen, muss man das System Schule ändern. Man braucht nicht nur kleinere Klassen, wie nun von der Bildungsse­natorin angestrebt, man braucht ein Gegenüber, das sich einem auf Augenhöhe widmet, individuel­le Lernpläne und -ziele, die Abschaffun­g des Notenund Vergleichs­systems.

Das betrifft leider nicht weniger als das gesamte Schulsyste­m, auch wenn die Gymnasien in der Fehltagequ­ote am besten abschneide­n – nicht, weil die Schüler hier mit dem System Schule so gut klar kämen, sondern weil sie denken (oder es zu Hause eingetrich­tert bekommen), dass sie nicht mit dem Gesetz in Konflikt kommen sollten.

Bis aber das bisherige System Schule abgeschaff­t wird, braucht es Zwischenlö­sungen für Kinder, die den Schulbesuc­h verweigern. Das schlichte Akzeptiere­n der Realität, dass es Schulverwe­igerer gibt, die auch keine Polizei mehr in die Schule bringen wird, wäre ein erster Schritt. Für diese Schüler muss man schon jetzt Orte schaffen, die ganz anders sind als Schule, mit Sozialarbe­itern, mit Themen, die sie erreichen. Selbst konservati­ve Hardliner müssen einsehen, dass man zwar immer wieder die Polizei rufen kann, dadurch aber niemand lieber zur Schule gehen wird.

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Foto: nd/Ulli Winkler

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