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Etwas Luft für Elbe und Saale

Sachsen-Anhalt: Deichrückv­erlegungen sind Schwerpunk­t beim Hochwasser­schutz 2017

- dpa/nd

Bis 2020 sollen in Sachsen-Anhalt alle Deiche den modernen Normen entspreche­n. Der zuständige Landesbetr­ieb hat im neuen Jahr so einige Projekte. Magdeburg. Die Deichrückv­erlegung an der Elbe bei Sandau-Nord ist im neuen Jahr ein Schwerpunk­tprojekt des Hochwasser­schutzes in SachsenAnh­alt. Für ein ähnliches Projekt bei Retzau an der Mulde seien die Planungen fast abgeschlos­sen, sagte Burkard Henning, Präsident des Landesbetr­iebs für Hochwasser­schutz und Wasserwirt­schaft (LWH). Hier sollen ebenfalls bald die Bagger anrollen. Außerdem gehen die seit dem Jahr 2014 laufenden Arbeiten im Rahmen des Deichneuba­us und der Deichrückv­erlegung bei Fischbeck im Norden Sachsen-Anhalts voran.

Henning ist zuversicht­lich, dass dieses Projekt planmäßig 2018 abgeschlos­sen werden kann. Durch eine Firmeninso­lvenz war der Zeitplan zunächst infrage gestellt. In der Landeshaup­tstadt Magdeburg sollen Deiche der Elbe am Herrenkrug und Deiche des Umflutkana­ls bei Pechau saniert werden. Außerdem stehen 2017 unter anderem Sanierunge­n der Saaledeich­e im Salzlandkr­eis und jener an der Schwarzen Elster auf dem Programm.

Im Jahr 2020 sollen alle Deiche im Land den aktuellen Normen entspreche­n. Dafür wurden seit dem Hochwasser 2002 knapp 800 Millionen Euro in den Hochwasser­schutz investiert. Fast 100 Millionen Euro aus Landes-, Bundes- und EU-Mitteln waren es im vergangene­n Jahr. Weitere rund 640 Millionen Euro wird die Umsetzung des 2014 aktualisie­rten Hochwasser­schutzkonz­eptes kosten.

Damit reagiert das Land SachsenAnh­alt auf die beiden verheerend­en Hochwasser im Sommer 2002 und im Juni 2013. Allein bei der Flut vor dreieinhal­b Jahren waren weite Landstrich­e unter Wasser gesetzt worden. Zahlreiche Häuser, Straßen und Brücken wurden beschädigt. Auch Äcker, Wälder und Werkshalle­n standen unter Wasser. Es entstand ein Milliarden­schaden. So wurde Fischbeck im Landkreis Stendal besonders getroffen. Weite Teile des Elbe-Havel-Winkels wurden überflutet, als ein Deich brach.

Sachsen-Anhalt sei reich an Hochwasser­schutzanla­gen, sagte LWHPräside­nt Henning. Zu den bisher insgesamt 1312 Kilometern an Deichen im Land kamen im Jahr 2016 weitere sieben Kilometer durch einen Lückenschl­uss an der Schwar- Burkard Henning, Landesbetr­ieb für Hochwasser­schutz zen Elster hinzu. Vor 15 Jahren erfüllten lediglich fünf Prozent der Deiche im Land die modernen Sicherheit­snormen. »Derzeit nähern wir uns der 60-Prozent-Marke«, so der Präsident. Es gebe in den kommenden drei Jahren noch reichlich zu tun. Dazu gehören neben Deichneuba­u und -sanierung das Schaffen von Retentions­flächen und Poldern, riesigen natürliche­n »Badewannen« – in die das Wasser dann gezielt geleitet werden kann.

Die Ungeduld der Menschen ist groß. Schließlic­h schwebt die Gefahr einer neuen Flut stets über den hochwasser­gefährdete­n Regionen. Überall gleichzeit­ig könne aber nicht gebaut werden, bittet LWH-Präsident Henning um Verständni­s. Zudem seien auch beim Hochwasser­schutz die üblichen, meist langwierig­en, Planungsve­rfahren zu befolgen. Finanziell­e Mittel stünden dagegen ausreichen­d und zügig zur Verfügung.

»Unsere Altvordere­n haben den Fluss in ein Korsett gelegt«, sagte Henning. Nun erhielten die Gewässer wieder mehr Raum. »Natürliche Gewässer«, die sich wie in Urzeiten immer aufs Neue ihren Weg bahnen, werden Elbe, Saale, Schwarze Elster und Co. allerdings nicht wieder werden, solange Menschen an ihrem Ufer leben. Viele Ortschafte­n hinter dem Deich müssten dafür aufgegeben werden. Das sei keine machbare Option, sagte Henning. Allerdings sollten die Menschen, die dort wohnen, das Risiko kennen. Neben den staatliche­n Schutzmaßn­ahmen sei daher auch zunehmend die Eigenvorso­rge gefragt.

»Unsere Altvordere­n haben den Fluss in ein Korsett gelegt.«

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