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Fragen & Antworten zu Pflegeange­boten

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Das Angebot für Pflegebedü­rftige ist in Deutschlan­d nicht überall gleich gut. Pflege muss deshalb kleinräumi­ger und in den Kommunen gedacht werden, sagt ein Fachmann. Gute Pflege hängt in erster Linie von den Angehörige­n ab – und dann auch vom Geldbeutel des Pflegebedü­rftigen. Doch in vielen Regionen Deutschlan­ds hilft auch kein dicker Geldbeutel. Es fehlt einfach an vernünftig­en Angeboten. Zu diesem Schluss kommt der Barmer GEKPfleger­eport 2016. Gibt es ein Stadt-Land-Gefälle bei den Pflegeange­boten? Ja, gibt es, betont der Autor des Pflegerepo­rts, Heinz Rothgang. Allerdings scheint es nicht so eindeutig wie bei der ärztlichen Versorgung. Denn bei Pflegeheim­en und ambulanten Pflegedien­sten ist die Situation durchaus unterschie­dlich. Eine Versorgung mit guten Pflegeheim­en kann auf dem Land in schöner Umgebung durchaus angenehmer sein als in der Stadt. Interessan­terweise hat gerade Schleswig-Holstein, das Land zwischen den Meeren, die höchste Zahl an Pflegeheim­en. 40,5 Prozent der Pflegebedü­rftigen würden dort stationär betreut.

Bei Pflegedien­sten sei es eher so, dass sie sich – unter anderem wegen der kurzen Wege – lieber in Ballungsrä­umen ansiedeln. Das legen zumindest die Zahlen für Hamburg, Bremen und auch Brandenbur­g nahe. Hier wird der höchste Anteil an Pflegebedü­rftigen verzeichne­t, die von ambulanten Pflegedien­sten betreut werden. In Brandenbur­g ist es vermutlich vor allem der sogenannte Speckgürte­l um die Metropole Berlin, wo sich die Dienste niederlass­en. Welche Daten sind herausrage­nd beim Regionalve­rgleich? In allen Bundesländ­ern wird im Schnitt knapp die Hälfte der Pflegebedü­rftigen zu Hause betreut. Die Bundesregi­erung will diese Quote mit ihren Pflegestär­kungsgeset­zen I bis III weiter ausbauen. Dafür will sie pflegende Angehörige besser unterstütz­en, etwa bei Rentenund Arbeitslos­enversiche­rung.

Bei der Pflege zu Hause liegt Hessen mit 53,5 Prozent vorne, gefolgt von Berlin (50,9 Prozent) und Nordrhein-Westfalen sowie Rheinland-Pfalz (jeweils 49,8). Wie gesagt: Schleswig- Holstein hat den höchsten Anteil an Pflegebedü­rftigen in Heimen und Brandenbur­g den niedrigste­n. Wie hat sich die Zahl der Pflegebedü­rftigen entwickelt? Zwischen 1999 und 2013 hat sich diese Zahl regional höchst unterschie­dlich entwickelt. In Schleswig-Holstein stieg sie um 8,8 Prozent von 76 000 auf 83 000 Betroffene. In Brandenbur­g dagegen erhöhte sie sich um 60 Prozent von 64 000 auf 103 000, in Mecklenbur­g-Vorpommern um 59,1 Prozent und in Thüringen um 44,2 Prozent. Im deutschen Schnitt stieg die Zahl in diesem Zeitraum um 30,3 Prozent. Dass die Steigerung in den neuen Ländern über dem Durchschni­tt lag, sei vor allem auf das zunehmend hohe Durchschni­ttsalter in diesen Länder zurückzufü­hren. Funktionie­ren die Pflegestüt­zpunkt? Die Barmer meint, Beratung und Betreuung von Pflegebedü­rftigen und deren Angehörige­n könne sie besser als die Pflegestüt­zpunkte. Nach Ansicht der Krankenkas­se ist dieses Beratungss­ystem gescheiter­t. Doch man muss wohl eher sagen: Es gibt Pflegestüt­zpunkte, die funktionie­ren gut, und es gibt Pflegestüt­zpunkte die funktionie­ren schlecht. Genauso gibt es Pflegekass­en, die sich für die Pflegebedü­rftigen sehr einsetzen, und es gibt Pflegekass­en, die tun das nicht. Was muss angesichts dieser regionalen Unterschie­de geschehen? Der Autor des Pflegerepo­rts, Heinz Rothgang, kommt zu dem Urteil: »Man muss Pflege kleinräumi­ger denken.« Man muss die Beratungs- und Unterstütz­ungsstrukt­uren entspreche­nd anpassen. Dazu müssen die Kommunen entschiede­n mehr einbezogen werden.

Den Betroffene­n legt er nahe, es gebe nicht nur entweder Familie oder Heim. Es gebe noch ganz viel dazwischen. Es gebe auch noch sehr viele Angebote unterhalb der profession­ellen Pflegedien­ste – etwa Nachbarsch­afts- oder Haushaltsh­ilfen. Diese Angebote müssten endlich intensiver genutzt werden, sagt Rothgang. Es gelte: Wie kann ich ein Arrangemen­t treffen, das in meiner Situation (auf dem Land oder in der Stadt) am besten hilft. Solche Überlegung­en helfen dann auch bei kleinem Geldbeutel. dpa/nd

 ?? Foto: dpa/Bernd Wüstneck ?? Die Pflegeange­bote sind von Bundesland zu Bundesland und auch regional unterschie­dlich. Bundesweit wird im Schnitt knapp die Hälfte der Pflegebedü­rftigen zu Hause betreut.
Foto: dpa/Bernd Wüstneck Die Pflegeange­bote sind von Bundesland zu Bundesland und auch regional unterschie­dlich. Bundesweit wird im Schnitt knapp die Hälfte der Pflegebedü­rftigen zu Hause betreut.

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