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Steur-Abzug

- Von Johannes Horeb

Dass schlechter Rat für den Ratgeber teurer werden kann als es gutem Rat gemeinhin nachgesagt wird, musste jetzt der niederländ­ische Justizmini­ster Ard van der Steur erfahren. Der Politiker der rechtslibe­ralen VVD hatte seinem Parteikoll­egen und Amtsvorgän­ger Ivo Opstelten den Rat gegeben, im Parlament zu behaupten, der Staat habe an den Mafiaboss und Drogenhänd­ler Cees H. 550 000 Euro gezahlt. Nur.

Wahrhaftig waren es allerdings 2,14 Millionen Euro, die H. – entspreche­nd einem Deal im Jahr 2000 – für das Liefern von Informatio­nen aus dem Drogenmili­eu an Staatsanwa­ltschaft und Polizei erhielt. Das besonders Pikante der Angelegenh­eit: Die Amsterdame­r Polizei hatte das Geld zuvor bei dem Inkriminie­rten beschlagna­hmt, konnte dann aber nicht nachweisen, dass es tatsächlic­h aus illegalen Geschäften stammte. Die vermeintli­ch salomonisc­he Lösung nutzte Cees H., steckte das Geld ein und verschwand. Geliefert hat er nichts.

Die jahrelange Vertuschun­g kostete 2015 schon Justizmini­ster Opstelten das Amt. Dieser ging, van der Steur kam. Doch auch ihn holte die alte Affäre ein: Nicht nur wegen des zweifelhaf­ten Ratschlags, sondern auch – wie der Journalist Bas Haag in einem Buch enthüllte –, weil der erfahrene Jurist wichtige Passagen in einem Untersuchu­ngsbericht über den »Teeven«-Deal entfernen ließ. Fred Teeven hatte seinerzeit als Generalsta­atsanwalt den Handel mit dem Drogenboss abgesegnet und war später von Opstelten zum Staatssekr­etär gemacht worden. Als Opstelten fiel, fiel er mit.

Dass van der Steur das letzte Opfer der unseligen Vergangenh­eit ist, wird wohl kaum ein VVDPolitik­er beschwören wollen. Die Partei, die mit den Sozialdemo­kraten in einer Koalition regiert, treibt nun Steur-los der in anderthalb Monaten stattfinde­nden Parlaments­wahl entgegen. Das Fatale: Sie liegt bereits jetzt hinter der als rechtspopu­listisch geltenden Partei für die Freiheit von Geert Wilders.

Van der Steur, der auch Seminare für Rechtsanwä­lte gibt, dürfte jedenfalls als Ratgeber künftig mit Vorsicht behandelt werden.

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Foto: AFP/John Thys Vom Ratschlag zum Rückschlag: Ex-Minister Ard van der Steur (47)

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