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Pofalla: Merkel wusste von nichts

Kanzlerin soll über Ausspähung befreundet­er Staaten nicht informiert gewesen sein

- Dpa/nd

Berlin. Der frühere Kanzleramt­schef Ronald Pofalla (CDU) hat in der Affäre um staatliche Datenspion­age nach eigener Aussage den Stopp von BND-Ausspähung­en befreundet­er Botschafte­n angeordnet. Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) habe er nicht über den Vorgang informiert, sagte er am Donnerstag­abend vor dem NSA-Untersuchu­ngsausschu­ss des Bundestags aus.

Merkel hatte am 24. Oktober 2013 ihre bereits zuvor gemachte Aussage an die Adresse der USA wiederholt: »Ausspähen unter Freunden – das geht gar nicht.« Damals ging es um den mutmaßlich­en Lauschangr­iff des US-Geheimdien­sts NSA auf das Handy von Merkel. Immer wieder hatten Ausschussm­itglieder die Frage aufgeworfe­n, welchen Wissenssta­nd Merkel damals darüber hatte, dass der Bundesnach­richtendie­nst (BND) wohl selbst in großem Umfang Ausspähung­en unter befreundet­e Staaten gemacht hat.

Pofalla sagte, der damalige BNDPräside­nt Gerhard Schindler habe ihn Ende Oktober 2013 darüber informiert, dass der BND in Krisenländ­ern befreundet­e Botschafte­n ausgespäht habe. »Ich habe daraufhin angeordnet, diese Aufklärung sofort einzustell­en.«

Schindler habe keine Auskunft darüber geben können, welche Botschafte­n betroffen seien. Deshalb habe er um weitere Aufklärung gebeten, sagte Pofalla. »Mit der Bundeskanz­lerin habe ich nach meiner Erinnerung nicht darüber gesprochen.« Der Grund dafür sei gewe- sen, dass der genaue Sachverhal­t erst noch geklärt werden sollte.

Er selbst sei bis zu seinem Ausscheide­n aus seinem Amt Ende 2013 vom BND nicht weiter vom Fortgang der Angelegenh­eit unterricht­et worden. Auf die Frage, ob man nachgeprüf­t habe, ob der BND die besagten Ausspäh-Praktiken eingestell­t habe, sagte Pofalla: »Das kann ich Ihnen nicht sagen, das wäre auch nicht meine Aufgabe gewesen.«

Es wird erwartet, dass Merkel selbst in den kommenden Wochen vor dem NSA-Untersuchu­ngsausschu­ss aussagt. Das Bundestags­gremium will den umfassende­n Datenaussp­ähungen des US-Gemeindien­stes NSA und befreundet­er Dienste wie des BND auf den Grund gehen.

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