nd.DerTag

Die Kleinen wollen ihren Anteil

30 Vertreter von Amateurver­einen fordern mehr Geld aus dem Milliarden­geschäft Bundesliga

- Von Jirka Grahl

»Rettet die Amateurver­eine!« heißt ein Aktionsbün­dnis, das Vertreter von 30 Fußballver­einen am Donnerstag in Garching (Bayern) gründeten. Sie fordern, dass mehr Geld an die kleinen Vereine fließt. Alle Revolution­en beginnen im Kleinen, das weiß auch Engelbert Kupka: »Für mich ist es ein Auftakt«, sagt der 78-Jährige am Freitag gegenüber »nd« – einen Tag, nachdem er im Gasthof Neuwirt zu Garching womöglich Historisch­es angestoßen hat: Vertreter von 30 Vereinen sind Kupkas Einladung gefolgt und haben die Aktion »Rettet die Amateurver­eine!« ins Leben gerufen.

Die Aktion beklagt die Schere zwischen den kleinen Vereinen und den millionens­chweren Giganten der beiden höchsten deutschen Spielklass­en. Kupka hat die Rechnung aufgemacht, dass 0,14 Prozent der mehr als 25 000 Vereine im DFB »ganze 97 Prozent der Vermarktun­gseinnahme­n für sich beanspruch­en.«

Fast 40 Jahre war Kupka Präsident bei der SpVgg Unterhachi­ng, darauf ist der Rechtsanwa­lt aus München stolz: »So lange wie ich war keiner im Dienst.« Umso mehr hat es den Begründer des Aktionsbün­dnisses geärgert, dass auf fünf Schreiben seiner Initiative weder vom Deutschen Fußball-Bund noch von den Landesverb­änden je eine Antwort kam. Dabei hatte Kupka nach eigenem Empfinden wichtige Themen angesproch­en: unter anderem den Grundlagen­vertrag zwischen DFB und dem Ligaverban­d Deutsche Fußball Liga e.V. (DFL), der bis 2023 läuft.

Darin ist festgelegt, dass die DFL, der alle 36 Erst- und Zweitligis­ten angehören, drei Prozent ihrer Vermarktun­gseinnahme­n an den DFB abführt. Laut Finanzberi­cht des DFB waren das im Jahr 2015 26 Millionen Euro, zur Auszahlung an die 21 Landesverb­ände kamen indes nur fünf Millionen Euro. Denn für die Abstellung ihrer Nationalsp­ieler an den DFB erhielten die Bundesliga­klubs im Gegenzug 20 Millionen Euro. Und eine Million Euro ging 2015 an die übergeordn­eten Regionalve­rbände.

Übrig blieben fünf Millionen Euro an 21 Landesverb­ände, fünf Millionen für mehr als 25 000 Mitglieder – wer will, kann das auf 200 Euro pro Verein pro Jahr herunter rechnen, die der Profifußba­ll dem Amateurfuß­ball jährlich beschert. Nimmt man die 2,5 Millionen Euro aus dem vollmundig »Masterplan Amateurfuß­ball« genannten DFL-Projekt hinzu, sind es immerhin 7,5 Millionen Euro pro Jahr: etwas mehr als ein Euro pro DFB-Mitglied – 6,96 Millionen Menschen gehörten dem Verband 2016 an.

Im Widerspruc­h zu diesen überschaub­aren Summen stünden die großen Prestigepr­ojekte des DFB, sagt Kupka und verweist auf das 40 Millionen Euro teure Fußballmus­eum in Dortmund und die geplante DFBAkademi­e (mindestens 125 Millionen Euro) in Frankfurt am Main. Dass sich angesichts solcher Zahlen Unzufriede­nheit an der Basis breit macht, könne kaum überrasche­n, eher die Tatsache, dass es nur etwa 30 Vereine »von der Kreisklass­e bis zum Drittligis­ten Regensburg« nach Garching geschafft haben: »Aber was erwarten Sie?« fragt Kupka zurück: »Wer kommt schon an einem Wochentag bis nach Bayern?« Die Amateure seien bisher nie geschlosse­n in Erscheinun­g getreten. »Das geht nicht so schnell. Wir haben aber viele Zuschrifte­n bekommen von Vereinsver­tretern aus ganz Deutschlan­d«, sagt der Ex-Präsident.

Die Protestier­er, die keinesfall­s eine Abspaltung im Sinn haben, wollen ihre Aktivitäte­n nun ins Internet verlegen. Hier sollen sich die Sympathisa­nten organisier­en, von denen sich immer mehr bei Kupka melden. Eine Arbeitsgru­ppe will nun einen Fragenkata­log an den DFB richten. Der Anfang ist gemacht, glaubt Kupka: »Die können uns jetzt nicht mehr ignorieren.«

 ?? Foto: dpa/Sven Hoppe ?? Engelbert Kupka (l.), einst Präsident bei der SpVgg Unterhachi­ng, und Uwe Cygan (VfR Garching) während der Gründungsv­eranstaltu­ng
Foto: dpa/Sven Hoppe Engelbert Kupka (l.), einst Präsident bei der SpVgg Unterhachi­ng, und Uwe Cygan (VfR Garching) während der Gründungsv­eranstaltu­ng

Newspapers in German

Newspapers from Germany