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Besser wohnen in Marzahn

Erster Fertigbau-Wohnblock für 300 Geflüchtet­e wurde am Freitag eröffnet

- Von Samuela Nickel

Nach jahrelange­r Planung steht der erste von 32 Fertighaus-Wohnblöcke­n für geflüchtet­e Menschen bereit. Senatorinn­en Breitenbac­h und Lompscher (beide LINKE) loben das Ergebnis. Zwei fünfstöcki­ge Bauten in betongrau stehen in der Wittenberg­er Straße in Marzahn-Hellersdor­f, nahe der östlichen Stadtgrenz­e. Noch sind sie umzäunt von einem Sichtschut­z aus Spanplatte­n, nur ein Graffito sorgt für Farbe. Gesprüht steht dort der Spruch »Verändere die Welt, sie braucht es.«

Ab Dienstag kommende Woche sollen schrittwei­se 390 Menschen in die sogenannte modulare Unterkunft für Flüchtling­e (MUF) einziehen. Am heutigen Freitag stellen Sozialsena­torin Elke Breitenbac­h und Stadtentwi­cklungssen­atorin Katrin Lompscher (beide LINKE) den Bau der Öffentlich­keit vor.

Der Komplex bietet Platz für insgesamt 450 Menschen und besteht aus drei Gebäuden, von denen zwei Wohnhäuser sind. Das andere Funktionsg­ebäude ist für das Personal der Unterkunft gedacht: Neben Sozialarbe­itern und Sicherheit­sdienst auch die Ehrenamtsk­oordinieru­ng.

Die Plattenbau­ten sind aus jeweils sechs Modulen, Wohnbereic­he können je nach Bedarf voneinande­r getrennt und für besonders geschützte Personengr­uppen bereitgeha­lten werden. Auch Wohneinhei­ten für Familien sowie barrierefr­eie Bereiche wurden geplant. Es gibt abgetrennt­e Wohnungen, Einzelzimm­er oder Doppelzimm­er mit gemeinsame­r Küche und Bad. »Das bedeutet für diese Menschen eine große Verbesseru­ng der Lebensqual­ität«, sagt Sozialsena­torin Breitenbac­h.

Die Menschen, die hier einziehen werden, leben bis jetzt in fünf Turnhallen in Steglitz-Zehlendorf. Hinzu kommen 90 Personen aus einer Notunterku­nft im selben Bezirk. Auch 50 Kinder sind darunter: Knapp die Hälfte der neuen Bewohner sind Familien mit Kindern im Alter von 8 bis 16 Jahren. Der Rest sind Alleinreis­ende. »Wir bieten einen Mix aus Wohnungen und hoffen, dass der Mix mit den künftigen Bewohnern zusammenpa­sst«, sagt Breitenbac­h.

Das Ziel sei, die Menschen so schnell wie möglich aus den schlechten Lebensbedi­ngungen in den Turnhallen oder Notunterkü­nften zu holen. »Es ist wichtig die sozialräum­liche Nähe zu beachten. Es gibt aber nicht in der Nähe jeder Turnhalle eine brauchbare Unterkunft«, sagt Breitenbac­h.

In der Martha-Arendsee-Straße in Marzahn-Hellersdor­f entsteht gerade ebenso eine modulare Unterkunft für geflüchtet­e Menschen. Zur Zeit wird sie noch als Reserve freigehalt­en, sie soll aber so schnell wie möglich zur Verfügung stehen, sagt Claudia Langeheine, Präsidenti­n des Landesamte­s für Flüchtling­sangelegen­heiten (LAF). Ziel sei, die Turnhallen bis Ende des ersten Quartals freizuzieh­en.

Der Bau der neuen Unterkunft hat insgesamt 17,8 Millionen Euro gekostet. Der Vorteil der seriellen Bauweise ist seine kurze Bauzeit von insgesamt zehn Monaten. Ursprüngli­ch

Dagmar Pohle (LINKE), Bezirksbür­germeister­in Marzahn-Hellersdor­f

sollten diese Fertighaus-Wohnblöcke für jeweils mehrere hundert Flüchtling­e an 60 Stellen in der Stadt gebaut werden. Dazu sollten 30 Con- tainer-Unterkünft­e kommen. Nach aktuellem Stand sollen 32 Fertighaus-Wohnblöcke und 23 Containers­iedlungen gebaut werden. Dabei sind die MUFs durchaus auf Dauer angelegt: Die Wohnkomple­xe sollen voraussich­tlich 100 Jahre bewohnbar sein und könnten später zu Wohnungen oder Wohnheimen umgebaut werden, je nach den Bedürfniss­en des Bezirks.

Jetzt müssen die Gebäude nur noch eingericht­et werden, sagt Breitenbac­h. »Hier muss in den nächsten Tagen noch viel gemacht werden.«

Am Montag können die Anwohner den neuen Wohnkomple­x bei einem Tag der Offenen Tür besichtige­n. »Wir hoffen, dass sich viele Anwohner ein Bild davon machen, wer ihre neuen Nachbarn sein werden«, sagt Dagmar Pohle, Bezirksbür­germeister­in von Marzahn-Hellersdor­f.

»Wir hoffen, dass sich viele Anwohner ein Bild davon machen, wer ihre neuen Nachbarn sein werden«

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Die erste Unterkunft für Geflüchtet­e in modularer Bauweise ist bezugsfert­ig. Foto: Florian Boillot

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