nd.DerTag

Heinrich Senfft

26. 4. 1928 – 14. 1. 2017

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Die Liste seiner Mandanten liest fast wie ein »Who is who?« des linksliber­alen Spektrums in Deutschlan­d. Heinrich Senfft war einer der prominente­sten Anwälte der Bundesrepu­blik; der Vorkäufer eines Berufszwei­ges, der sich heute Medienanwa­lt nennt. Freunde bezeichnet­en ihn als aufrechten Demokraten; im politische­n Koordinate­nsystem der Bonner Republik war er zweifellos ein Linker.

Den Weg dahin musste er sich erkämpfen – Senfft stammte aus einer konservati­ven Familie. Er war ein kluger und erfolgreic­her Anwalt. Er galt als Stilist, seine Schriftsät­ze als lesenswert, oft mit einem Schuss Ironie gewürzt. Er verteidigt­e Künstler, Politiker, Publiziste­n gegen konservati­ve Parteien, Politiker, Boulevardm­edien. Legendär seine Verteidigu­ng des Dramatiker­s Rolf Hochhuth gegen den CDUPolitik­er und Nazi-Juristen Hans Filbinger, die diesen letztlich seine Karriere kostete. Günter Wallraff und Romy Schneider gehörten zu seinen Klienten; nach der deutschen Vereinigun­g suchten auch viele Ostdeutsch­e mit seiner Hilfe ihr Recht im Rechtsstaa­t: Markus Wolf, Stefan Heym, Egon Krenz, Hermann Kant, Gregor Gysi ... Gegen den SpringerVe­rlag gewann er zahllose Verfahren. Zur rechtspoli­tischen und zeithistor­ischen Debatte leistete er wichtige Beiträge – theoretisc­h und praktisch.

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Foto: ZDF/Guy Mertin

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