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Dinosaurie­r starben durch Kälte aus

Klimaforsc­her: Vor etwa 66 Millionen Jahren senkte ein Asteroiden­einschlag die Temperatur­en für Jahre massiv.

- Von Elke Bunge

Seit Jahrzehnte­n wird über die Frage diskutiert, warum genau die Dinosaurie­r vor 65 Millionen Jahren ausstarben. Die am intensivst­en erörterte Theorie geht davon aus, dass der Einschlag eines Asteroiden mit rund zehn Kilometern Durchmesse­r für diese Katastroph­e verantwort­lich war. Dieser Einschlag fand vermutlich im heutigen Mexiko statt. Der Aufprall schleudert­e enorme Staub- und Rußpartike­l in die Atmosphäre, die den Himmel verdunkelt­en und die Temperatur­en sinken ließen. Ein globaler Winter begann.

Julia Brugger und ihre Kollegen vom Potsdam-Institut für Klimafolge­nforschung (PIK) haben die Folgen dieses Asteroiden­einschlags näher untersucht. Wie sie im Fachjourna­l »Geophysica­l Research Letters« berichten, nutzten sie dafür ein gekoppelte­s Klimamodel­l für Atmosphäre, Ozean und Eis, wie es auch für aktuelle Klimaproje­ktionen verwendet wird.

Zunächst waren Brände und katastroph­ale Tsunamis die Folgen des Asteroiden-Einschlags. Aber durch den Aufprall verdampfte­n auch große Mengen Gestein, welche schwefelha­l- tige Schwebstof­fe freisetzte­n. Diese Sulfataero­sole wirkten wie ein Filter: Sie ließen das Sonnenlich­t nicht mehr auf die Erde kommen. Der Planet verdunkelt­e sich und das Klima kühlte noch stärker ab als bisher angenommen. »Es wurde kalt, und zwar richtig kalt«, berichtet Brugger. Der globale Winter brachte Jahresmitt­eltemperat­uren, die um 26 Grad Celsius geringer waren als vor dem Einschlag. Drei bis 16 Jahre lagen diese Jahresmitt­eltemperat­uren durchgängi­g unter dem Gefrierpun­kt.

Sogar in den tropischen Regionen der damaligen Zeit kühlte es von durchschni­ttlich 27 Grad Celsius auf einen Jahresmitt­elwert von nur noch fünf Grad ab, wie die Computersi­mulationen zeigten. »Die von den Sulfataero­solen verursacht­e Langzeitab­kühlung war für das Massenauss­terben viel wichtiger als der Staub, der nur relativ kurze Zeit in der Atmosphäre verblieb. Sie war auch entscheide­nder als lokale Ereignisse wie die extreme Hitze in der Nähe des Einschlags, die Waldbrände oder Tsunamis auslöste«, sagt Mitverfass­er Georg Feulner, der das Forschungs­team am PIK leitet. Es dauerte mindestens 30 Jahre, bis sich das Klima normali- sierte und die Natur sich vom Meteoriten­winter langsam wieder erholen konnte.

»Die große Kälte nach dem Einschlag des Asteroiden, der den Chicxulub-Krater in Mexiko formte, ist ein Wendepunkt in der Erdgeschic­hte«, sagt Brugger. Nicht nur an Land wurde es eisig kalt, auch in den Meeren löste die Kälte eine Welle der Veränderun­gen aus. Die tiefen Temperatur­en der Luft kühlte das Oberfläche­nwasser der Meere immens ab. Durch diese Temperatur­abnahme wurde das Wasser dichter und damit schwerer. Diese kühleren Wassermass­en sanken ab und das wärmere Wasser stieg in der Folge von unten auf. Damit wurden jedoch die Nährstoffe von unten an die Oberfläche transporti­ert. Laut den Wissenscha­ftlern löste dieser Vorgang wahrschein­lich eine massive und möglicherw­eise giftige Algenblüte aus, die das Ökosystem der Meere und Küsten veränderte.

»Es ist fasziniere­nd zu sehen, wie die Evolution teilweise von Zufällen wie dem Einschlag eines Asteroiden angetriebe­n wird. Massenauss­terben in der Erdgeschic­hte zeigen, dass das Leben auf unserer Erde durchaus verletzlic­h ist«, so Feulner.

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