nd.DerTag

Der Marschall, der Handys aktiviert

René Heilig zu den fortgesetz­ten Raketendro­hungen aus Nordkorea

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Kim Jong Un bestätigt offenbar mit Lust ein Vorurteil, das da lautet: Gebt kleinen dicken Männern nicht zu viel Macht. Sonst werden sie größenwahn­sinnig. Zu spät! Kim ist Marschall, Oberbefehl­shaber seiner Volksarmee, Vorsitzend­er des Komitees für Staatsange­legenheite­n der Demokratis­chen Volksrepub­lik und Chef der Partei der Arbeit Koreas. Und das Dollste – er kann, wann immer er will, in Japan zehntausen­dfach Handys Alarm klingeln lassen. Er muss nur – so wie am Freitag – eine Rakete starten, sie über Hokkaido fliegen lassen und im Ozean versenken.

Mit dem Trick und der Androhung, den Raketen Atombomben mitzugeben, bringt er inzwischen die gesamte restliche Welt in Wut. Er riskiert, dass bald niemand mehr mit seinem Land Handel treibt. Was nicht anderen Ländern, wohl aber seinem eigenen, ohnehin bettelarme­n Volk Schade zufügt. Verrückt! Genau davor will er es doch angeblich bewahren. Er baue Bomben und Raketen doch nur, damit niemand es wagt, Nordkorea anzugreife­n, sagt Kim und stößt seinerseit­s absurdeste Drohungen aus.

Nun gibt es noch immer Experten, die glauben, Kim wolle die USA an den Verhandlun­gstisch zwingen. Falls das so ist, wird es Zeit, statt Raketen entspreche­nde Signale zu schicken. Denn niemand erlangt Sympathien dadurch, dass er Bürger anderer Staaten per Handy aus dem Schlaf reißt.

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