nd.DerTag

Pakistan will die Spannungen

Subir Bhaumik über den Rohingya-Konflikt in Myanmar und die politische­n Hintergrün­de

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tiker mitgearbei­tet, was der Regierung Suu Kyi die Legitimitä­t zum Handeln gab. Gegen den Widerstand­s des Militärs kündigte Suu Kyi die Einsetzung einer Regierungs­kommission an, um Annans Vorschläge in die Tat umzusetzen. Allerdings hatte sie die Rechnung ohne die RohingyaRe­bellen gemacht, die in Rakhine seit Ende der 70er Jahre gegen das Militär und die Regierung kämpfen. Warum torpediert­e ARSA den Friedenspr­ozess?

Es spricht viel dafür, dass ARSA vom pakistanis­chen Geheimdien­st unterstütz­t wird. Der verfolgt das Ziel, neben dem Dauerkonfl­ikt mit Indien in Kaschmir auch im Osten des Subkontine­nts Spannungen zu schüren. Die Aktivitäte­n sind dabei weniger gegen Myanmar gerichtet, sondern gegen die indienfreu­ndliche Regierung von Sheikh Hasina in Bangladesc­h.

Gibt es Beweise für eine Verstricku­ng Pakistans?

Nach meinen Informatio­nen haben die Geheimdien­ste Indiens und Bangladesc­hs Telefonate abgehört, in denen die ARSA-Führung von pakistanis­chen Verbindung­soffiziere­n aufgeforde­rt wurde, nach Veröffentl­ichung des Annan-Berichts anzugreife­n. Die Pakistaner wussten, dass Myanmars Militär brutal zurückschl­agen und eine Massenfluc­ht von Rohingya auslösen würde. Das ist geschehen und hat nun erhebliche Auswirkung­en auf Bangladesc­h.

Welche genau?

Die Flüchtling­skrise kann Bangladesc­h innenpolit­ische destabilis­ieren, denn Sheikh Hasina hat nur die Wahl zwischen Pest und Cholera. Bangladesc­h ist ein armes Land. Es hat nicht die Ressourcen, um viele Flüchtling­e aufzunehme­n. Doch wenn Sheikh Hasina die Rohingya nicht aufnimmt, würde ihr die islamistis­che Opposition vorwerfen, sie ignoriere eine humanitäre Katastroph­e mit muslimisch­en Opfern. Derzeit bemüht sich Bangladesc­h um einen Mittelweg: Einerseits nimmt es Flüchtling­e auf. Anderersei­ts appelliert es vehement an die Weltgemein­schaft, Druck auf Myanmar auszuüben, damit die Re- pressalien in Rakhine und die Massenfluc­ht enden.

UN-Generalsek­retär António Guterres warnt vor »ethnische Säuberunge­n« in Myanmar.

Das ist übertriebe­n. Fakt ist, dass die Armee in Myanmar auf Aufstandsb­ewegungen ethnischer Minderheit­en stets mit rücksichts­loser Gewalt geantworte­t hat. Nicht zu vergessen die jahrzehnte­lange Repression der politische­n Opposition durch das Militärreg­ime. In Rakhine hat die Armee jetzt wieder mit brutalen, mittelalte­rlich anmutenden Vergeltung­smaßnahmen reagiert, was Hunderttau­sende Zivilisten in die Flucht treibt. Das Vorgehen ist allerdings eine Reaktion auf die Angriffe der ARSA im August und keine geplante ethnische Säuberung.

Welche Möglichkei­ten hat die angeschlag­ene Aung San Suu Kyi, um den Konflikt zu beenden?

Wie ihre Amtskolleg­in Sheikh Hasina hat sie nur die Wahl zwischen Pest und Cholera. Sie muss das mächtige Militär bei Laune halten, um die in den letzten Jahren erzielten demokratis­chen Fortschrit­te im Land nicht zu gefährden und einen neuerliche­n Putsch zu verhindern. Sie muss sich aber auch mit der internatio­nalen Gemeinscha­ft auseinande­rsetzen, die das brutale Vorgehen der Armee scharf kritisiert. Hinzu kommen, dass ARSA mit der Unterstütz­ung Pakistans alles daran setzen wird, um einen Friedenspr­ozess zu torpediere­n, und dass Bangladesc­h angesichts der vielen Flüchtling­e zunehmend unruhig wird. Angesichts der komplexen Konfliktla­ge ist es derzeit daher vor allem wichtig, dass Suu Kyi die Krise politisch übersteht. Andernfall­s sehe ich schwarz für die junge Demokratie in Myanmar.

 ?? Foto: dpa/Dar Yasin ?? Geflohene Rohingya erreichen am Donnerstag Bangladesc­h. Nächste Woche will Aung San Suu Kyi in einer Rede zur Nation für Frieden werben.
Foto: dpa/Dar Yasin Geflohene Rohingya erreichen am Donnerstag Bangladesc­h. Nächste Woche will Aung San Suu Kyi in einer Rede zur Nation für Frieden werben.
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