nd.DerTag

Ankunft in Lyon

- I.G.

Die kleine Lucie findet auf dem Dachboden einen alten Lederkoffe­r, daraus flattern, »wie ein Schwarm Vögel, bunt schillernd­e, fremdartig­e Zeichen heraus«. So beginnt das Buch von Yi Meng Wu, das auf historisch­en Begebenhei­ten beruht. Lucie forscht der Geschichte ihres Urgroßvate­rs nach. 1930 war Yaotao vor dem chinesisch­en Bürgerkrie­g nach Lyon geflohen, hatte eine Französin geheiratet. Ein Sohn kommt auf die Welt. Als sie erfahren, dass Yaotaos Vater krank ist, reisen sie nach China, wo sie 1937 vom Einmarsch japanische­r Truppen überrascht werden. Yaotao wird von einer Granate getroffen. Mutter und Sohn reisen zurück nach Lyon, wo inzwischen deutsche Soldaten marschiere­n. Wieder bleibt ihnen nur die Flucht ...

Was für eine dramatisch­e Lebensgesc­hichte! Was für eine Kunst, sie mit knappen Texten in Bilder umzusetzen! Es ist das bisher umfangreic­hste Projekt der Buchkünstl­erin Yi Meng Wu, die 1983 in Shanghai geboren wurde, also »Yaotaos Zeichen« wie ihre eigenen versteht und heute in Berlin ein Atelier hat. Sie weiß, was es heißt, in einem fremden Land anzukommen, Verständig­ung lernen zu müssen. Insofern ist es auch eine Geschichte, die heute die Schicksale vieler berührt (Kunstansti­fter Verlag, 104 S., geb., 24 €).

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