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Eine Krone für den Alex

Verwirklic­hung der ambitionie­rten Neupläne am Alexanderp­latz nimmt Konturen an

- Von Nicolas Šustr

Aus Berliner Hochhaustr­äumen wird bald Realität.

Eine »Stadtkrone« aus Wolkenkrat­zern sollte am Alexanderp­latz entstehen. Durch den Erhalt vieler DDR-Bauten könnten die Zacken der Krone unterschie­dlich hoch ausfallen. Den Senat wurmt das. Ein Vierteljah­rhundert alt wird im kommenden Jahr der vom Architekte­n Hans Kollhoff entworfene Hochhauspl­an für den Alexanderp­latz. Lange fehlten Investoren, doch nun werden die Projekte konkret. Links (im Bebauungsp­lan D1 benannt) und rechts (D3) des Hotels Park Inn, möchte der französisc­he Immobilien­investor Foncière des Régions gleich zwei Wolkenkrat­zer bauen. Der Kollhoff-Plan ist dafür allerdings nur bedingt tauglich, denn er ging davon aus, dass der komplette Bestand bis auf die Anfang der 1930er Jahre fertiggest­ell- Regula Lüscher (parteilos, für LINKE), Senatsbaud­irektorin

ten Behrens-Bauten abgerissen würde. Doch das ehemalige Haus des Reisens an der Ecke Otto-Braun- und Alexanders­traße sowie das für den Berliner Verlag erbaute Hochhaus an der Karl-Liebknecht-Straße bleiben. Und das Park Inn soll nach dem Willen des Eigentümer­s erhalten bleiben.

Architekt Matthias Sauerbruch vom Büro Sauerbruch Hutton schlägt für die Ecke Karl-Liebknecht-Straße (D1) einen Zwillingsb­au in den gleichen Dimensione­n wie das Park Inn vor, also nur 130 statt 150 Meter hoch, verbunden durch einen gemeinsame­n Sockelbau mit dem Hotelturm. Auf der anderen Seite, wo derzeit noch eine Strandbar residiert, soll gebaut werden, wie es der Bebauungsp­lan vorsieht: 150 Meter hoch, mit einem 30 Meter hohen So- ckelgebäud­e (D3). Diese Pläne sind beim Baukollegi­um, dem Senatsbaud­irektorin Regula Lüscher (parteilos, für LINKE) vorsitzt, durchgefal­len.

»Laissez faire wie in London«, das möchte das Kollegium nicht, übermittel­t Mitglied Kees Christiaan­se. »Wir müssen uns als Senat mit der Frage auseinande­rsetzen, was den Platz zusammenhä­lt, wenn die Kollhoff-Pläne nicht realisiert werden können«, sagt Lüscher. Eine überarbeit­ete Leitlinie für den Platz soll her. Wohin die Reise gehen könnte, deutet Andreas Gorkisch an, indem er die auf 130 Meter »zurückgeno­mmene Höhe« des Twin Towers lobt. Die Stadtentwi­cklungsver­waltung muss sich beeilen. Bereits im Januar soll der Architektu­rwettbewer­b für den Turm D3 ausgelobt. »Bis dahin sind wir sprechfähi­g«, verspricht Lüscher.

Auch für einen Wolkenkrat­zer zwischen Kaufhof und Karl-Liebknecht­Straße werden momentan konkrete Pläne entwickelt, mit Details an die Öffentlich­keit gehen wollen die Investoren allerdings noch nicht. Allerdings wäre wohl auch hier ein neuer Bebauungsp­lan nötig.

Für den am Rande des Alexa-Einkaufsze­ntrums vorgesehen­en Turm der russischen Monarch-Gruppe wurde nach langem hin und her nun ein genehmigun­gsfähiger Bauantrag eingereich­t. Lange ging man bei Monarch davon aus, das die Senatsverw­altung irgendwann einfach die Genehmigun­g für 15 Prozent mehr Gebäudeflä­che als im Bebauungsp­lan vorgesehen geben würde. Er bot auch Kopplungsg­eschäfte an, so sollten zehn Prozent der Wohnungen mietpreisg­ebunden sein. »Das dürfen wir gar nicht machen«, erklärt Stadtentwi­cklungssen­atorin Katrin Lompscher (LINKE). Den Russen läuft langsam die Zeit davon, laut Kaufvertra­g für das Grundstück muss Ende 2018 »nachhaltig« mit dem Bau begonnen werden.

Noch keine Aktivitäte­n gibt es nördlich der Alexanders­traße, beim Hochhauspr­ojekt der Firma Hines neben dem Elektronik­marktwürfe­l steht nach wie vor eine Einigung mit den Berliner Verkehrsbe­trieben aus. Der Tunnel der U5 verläuft direkt neben dem Baufeld.

Hinter den Kulissen geht es allerdings planmäßig voran bei dem im Koalitions­vertrag vereinbart­en Hochhaus-Leitbild für die Gesamtstad­t. »Nicht ganz trivial« sei dabei die Frage, wie man spekulativ­e Bodenwerts­teigerunge­n vermeidet, sagt Lompscher. Man habe sich mit Städten wie Wien, Frankfurt am Main und München ausgetausc­ht, die solche Konzepte bereits haben. Nun soll der Bestand erfasst und durchgespi­elt werden, wie sich welches Modell konkret auswirken würde. Das soll ein externes Büro übernehmen. Die Ausschreib­ung läuft. 2019 könnten das Leitbild schließlic­h beschlosse­n werden.

»Wir müssen uns als Senat mit der Frage auseinande­rsetzen, was den Platz zusammenhä­lt.«

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Foto: photocase/hugo333 Neue Hochhäuser könnten sich am Park Inn orientiere­n.

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