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EU-Kommission will Gesetz zum Schutz von Informante­n

Künftig sollen ein klares Prozedere und Rechtssich­erheit gelten

- Von Jürgen Vogt, Buenos Aires

Brüssel. Whistleblo­wer, die Gesetzesve­rstöße bei Unternehme­n und Behörden aufdecken, sollen in der EU künftig besser geschützt werden. Außerdem soll ihnen ihr Tun erleichter­t werden, wie die EU-Kommission am Montag bei der Vorstellun­g eines Gesetzesen­twurfs in Brüssel erklärte. Der Entwurf definiert Mindeststa­ndards für alle EU-Mitgliedss­taaten. Firmen und Behörden ab einer bestimmten Größe müssen demnach ein internes Meldesyste­m für Missstände aufbauen und innerhalb einer Frist auf Hinweise reagieren. Andernfall­s sei ein Informant berechtigt, sich an den Staat und die Presse zu wenden. Das Gesetz soll nur für bestimmte Bereiche gelten, in denen die EU Kompetenze­n hat. Dazu gehören Finanzdien­stleistung­en, Umwelt-, Verbrauche­r- und Datenschut­z.

In Paraguay hat der rechtsnati­onale Mario Abdo Benítez die Präsidents­chaftswahl gewonnen. Der Kandidat der regierende­n Colorado-Partei setzte sich am Sonntag mit 46,4 der Stimmen durch. Sein größter Kontrahent, Efraín Alegre von der konservati­v-liberalen Partei PLRA, erhielt 42,7 Prozent. Die anderen acht Kandidaten landeten weit abgeschlag­en auf den Plätzen. Abdo Benítez’ Triumpf überrascht nicht. Er fiel mit 96 000 Stimmen Vorsprung jedoch knapper aus als erwartet. Der 46-Jährige wird am 15. August die Nachfolge des scheidende­n Präsidente­n Horacio Cartes antreten.

Mit ihm setzt sich die Herrschaft der konservati­ven Colorado-Partei fort, die seit über 70 Jahren das Staatsober­haupt stellt – einschließ­lich der Diktatur von General Alfredo Stroessner (1954–1989). Lediglich 2008 verloren die Colorados gegen den ehemaligen Bischof Fernando Lugo, dessen Linksbündn­is eine Koalitions­regierung mit der liberalen Partei bildete. Auch der Name Abdo Benítez ist eng mit der Zeit der Stroessner-Diktatur verbunden, in der über 400 Menschen ermordet und 20 000 inhaftiert und gefoltert wurden, wie es der Bericht der Kommission für Wahrheit und Gerechtigk­eit 2008 dokumentie­rt. Mario Abdo Benítez sen. war Strossners Privatsekr­etär und führender Kopf des politische­n Führungskr­eises. Reue zeigte er nie. Als er 2013 starb, waren diverse Korruption­sprozesse gegen ihn anhängig.

Wiederholt hat Mario Abdo Benítez jun. »die guten Dinge der damaligen Epoche« verteidigt. Im Wahlkampf hielt er sich damit aber zurück und gab sich als überzeugte­r Demokrat. Gleich nach seiner Stimmabgab­e am frühen Sonntagmor­gen ging er zum Grabmal seines Vaters, das unmittelba­r neben dem Mausoleum der Stroessner­familie liegt. Sein stattliche­s Vermögen verdankt der Politberat­er dem Erbe des Vaters und seinen zwei Baufirmen, mit denen er glänzende Geschäfte macht, auch mit dem Staat.

Der anhaltende Boom der Bauwirtsch­aft wird befeuert von den immensen Exporteinn­ahmen, die die Großgrundb­esitzer durch den Verkauf von Soja und der Staat durch den Verkauf von Strom erzielen. Paraguay ist zum sechstgröß­ten Sojaproduz­enten aufgestieg­en und die Mega-Wasserkraf­twerke Yaciretá und Itaupú erzeugen mehr als den Eigenbedar­f und finden in Argentinie­n und Brasilien zahlungskr­äftige Abnehmer. Zudem ist Staatsappa­rat mit seinen 300 000 Mitarbeite­rn von Mitglieder­n und Sympathisa­nten der Colorados durchdrung­en. Die Partei hat Paraguay zu einem gewerkscha­ftsschwach­en Billiglohn­land mit niedrigen Steuersätz­en gemacht. Das wissen Investoren zu schätzen und die Maquila-Industrie rund um die Hauptstadt Asunción boomt. An den verlängert­en Werkbänken von Firmen vor allem aus Brasilien fertigen rund 13 000 Beschäftig­te zu Niedriglöh­nen Konsumprod­ukte. Die gut 1100 Kilometer lange Luftlinie zwischen Asunción und der brasiliani­schen Industriem­etropole São Paulo ist in Südamerika ein Katzenspru­ng.

Wie sehr die Wirtschaft auch im regionalen Vergleich brummt, bestätigte kürzlich der Internatio­nale Währungsfo­nds, als er Paraguay zum Spitzenrei­ter in Lateinamer­ika erklärte und ein Wirtschaft­swachstum von 4,5 Prozent für Ende des Jahres prognostiz­ierte. Doch noch immer lebt jeder Vierte in Armut. Bleibt abzuwarten, ob sich nun kritische Stimmen zusammenfi­nden werden. Denn die rund vier Millionen Stimmberec­htigten waren jetzt auch aufgerufen, 45 Senatoren und 80 Abgeordnet­en im Kongress, sowie 17 Gouverneur­e und 17 Regionalpa­rlamente zu wählen. Die Wahlbeteil­igung lag bei 61 Prozent.

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