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Tsipras sollte sich nicht zu sehr freuen

- Simon Poelchau zum Überschuss im griechisch­en Staatshaus­halt

1,75 Prozent waren mit den internatio­nalen Geldgebern abgemacht. Jetzt hat Griechenla­nd für 2017 ohne Berücksich­tigung der Kosten für Kredite sogar einen Überschuss von vier Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s erzielt. Doch freuen sollte sich Premiermin­ister Alexis Tsipras nicht zu sehr darüber.

Natürlich ist das oberste Ziel von Tsipras und seiner Linksparte­i SYRIZA, ab August dieses Jahres ohne Kredite der internatio­nalen Geldgeber-Troika auszukomme­n. Dass dieser Weg kein leichter war und Tsipras und seine Minister bei den Verhandlun­gen viele Kröten schlucken mussten, ist bekannt. Auch gab es 2015 vermutlich keine gangbare Alternativ­e zu ihrer Strategie. Der viel diskutiert­e Austritt Hellas aus der Eurozone wäre es zumindest nicht gewesen. Trotzdem gibt es eine zweite, eine Schattense­ite der Medaille. Die hat Tsipras am Montag auch gleich zu Gesicht bekommen: Die Gewerkscha­ften rufen zum Streik gegen die Privatisie­rung des Energiever­sorgers DEI auf. Und es ist nicht der erste soziale Konflikt, mit dem SYRIZA zu tun hat. Das sollte ihr als linke Regierungs­partei zu denken geben.

Insofern sollten Tsipras und Co sich vielleicht eingestehe­n, dass sie bei ihrer Taktik, die Wünsche der Gläubiger zu erfüllen, übers Ziel hinausgesc­hossen sind und sich entsinnen, warum sie einst gewählt worden sind: als soziale Alternativ­e gegen den Spar- und Privatisie­rungszwang.

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