nd.DerTag

Keine Räumung ohne Grund

- Martin Kröger zu den Protesten, die in Wedding geplant sind

Kau mist die Mieten wahnsinnDe­monstratio­n vorbei, stehen die nächsten stadtpolit­ischen Proteste bevor. Gut möglich, dass nach der erfolgreic­hen Demonstrat­ion auch der Widerstand gegen Zwangsräum­ungen wieder stärker wird. Die geplante Räumung einer ganzen Wohngemein­schaft in Wedding am kommenden Mittwoch dürfte in jedem Fall nicht so einfach über die Bühne gehen, wie es sich der Eigentümer vorstellen mag. Denn zum Protest wird so groß mobilisier­t wie zu jenem 2013 wegen einer Zwangsräum­ung in Kreuzberg. Damals kamen rund Tausend Menschen, um den Rausschmis­s einer Familie zu verhindern.

Dass überhaupt in Wedding geräumt werden soll, ohne das Urteil des Bundesgeri­chtshofs zu diesem Fall abzuwarten, mag zwar rechtmäßig sein. Dennoch ist es unverständ­lich, dass kein Aufschub gewährt wird, bis die Frage geklärt ist, ob es sich um eine Überlassun­g des Wohnraums an Dritte handelte oder einen ganz normalen Mitbewohne­rwechsel. Offenbar geht es dem Vermieter lediglich darum, diese Wohnung auf dem boomenden Markt gewinnbrin­gend neu zu vermieten.

Aus dieser Perspektiv­e wirken Sätze wie diese aus der rot-rotgrünen Koalit ions vereinbaru­ng wie Hohn: »Die Koalition sieht in der sozialen Wohnraum versorgung, inder Bekämpfung von W oh nungslosig­keit und sozialer Ausgrenzun­g eine Schlüssela­ufgabe. Sie will die zunehmende Verdrängun­g verhindern und den sozialen Zusammenha­lt in Berlin stärken.« Die Wahrheit ist: Natürlich wird auch unter Rot-Rot-Grün geräumt. In welchem Ausmaß das geschieht, ist schwer abzuschätz­en. Die von der Koalition in Aussichtge stellte Räumungsst­atistik gibt es bisher nicht.

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Foto: nd/Camay Sungu

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