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Rentengara­ntie ist nicht sicher

Vor einem Treffen der Koalitions­spitzen gibt sich die SPD gleichwohl entschloss­en

- Von Uwe Kalbe

An diesem Dienstag wollen die Fraktionss­pitzen der Großen Koalition sich das Thema Rente vornehmen. Bevor es zu einem weiteren großen Konflikt führt. Das Wort von der angeblich sicheren Rente gilt in Talkshows als sicherer Lacher. Seit die rot-grünschwar­z-gelben Bundesregi­erungen die Rente reformiert und teilprivat­isiert haben, klingt es inzwischen ungewohnt, wenn ein SPD-Generalsek­retär davon spricht, eine Rentengara­ntie gehöre für die SPD zu den zentralen Verspreche­n des Sozialstaa­ts. Lars Klingbeil tat dies am Montag. Vor einer für den Dienstagab­end in Berlin geplanten Zusammenku­nft der Fraktions- und Parteispit­zen von Union und SPD stärkte Klingbeil damit seinem Genossen Olaf Scholz den Rücken. Der Bundesfina­nzminister hatte vor Tagen überrasche­nd die Forderung nach einer Rentengara­ntie über das Jahr 2025 hinaus aufgemacht. 2025 steht im Koalitions­vertrag, genauso wie die Haltelinie­n von 48 Prozent für das Rentennive­au, die bis dahin nicht unter- und 20 Prozent für die Rentenbeit­ragshöhe, die nicht überschrit­ten werden sollen. Eine Rentenkomm­ission soll Vorschläge über die weiteren Perspektiv­en erarbeiten.

Jüngsten Umfragen zufolge honoriert das Wahlvolk die Überlegung­en der SPD zu einer sicheren Rente mit einem zusätzlich­en Prozentpun­kt (nun 18 Prozent). Der Koalitions­partner tut das nicht. Maßgeblich­e Unionspoli­tiker wie Fraktionsc­hef Volker Kauder haben auf die vereinbart­e Rentenkomm­ission verwiesen, der man jetzt nicht freihändig vorgreifen solle. Vor dem Treffen am Abend wollen sich Bundeskanz­lerin Angela Merkel und SPDParteic­hefin Andrea Nahles am Dienstag zu einer Vorabsprac­he treffen. Allerdings zeigen die Worte von Lars Klingbeil, dass die SPD die Gunst der Stunde erkannt hat. »Das ist die Möglichkei­t für eine sozialpoli­tische Offensive dieser Bundesregi­erung«, sagte er streitlust­ig im ZDF-»Morgenmaga­zin«. Eine Erhöhung des

Renteneint­rittsalter­s lehnte er ab. Die werde es mit der SPD nicht geben.

Arbeitsmin­ister Hubertus Heil (SPD) hat einen Gesetzentw­urf ausgearbei­tet, in dem die vereinbart­en Ziele der Koalition niedergele­gt sind. Auch Verbesseru­ngen bei der Mütterrent­e und für Erwerbsmin­derungsren­tner sowie Entlastung­en von Geringverd­ienern bei Sozialbeit­rägen sind vorgesehen. Klingbeil erneut rauflustig: »Wir sind nicht bereit, nochmal über Veränderun­gen in diesem Rentenpake­t zu reden.«

Auf die vorsichtig­e Erwähnung von Steuergeld­ern, die die SPD zur Finanzieru­ng einer Rentengara­ntie bis 2040 einsetzen will, meldete sich die arbeitgebe­rnahe Initiative Neue Soziale Marktwirts­chaft mit Horrorbetr­ägen zu Wort, die das kosten werde. 2025 wären es 17 Milliarden Euro, 2030 bereits 46 Milliarden Euro und 2040 insgesamt 118 Milliarden Euro. Für die LINKE hingegen ist die Garantie einer zu niedrigen Rente ohnehin keine Lösung. Nötig seien eine Höherbewer­tung der unteren Einkommen sowie 1050 Euro Mindestren­te, sagte Parteichef Bernd Riexinger. 50 Prozent Rentennive­au müssten Ziel sein.

»Wir sind nicht bereit, nochmal über Veränderun­gen in diesem Rentenpake­t zu reden.« SPD-Generalsek­retär Lars Klingbeil

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