nd.DerTag

Ein CDU-Trikot für Erdogan

Bernd Zeller über die Rettungsko­mpetenzen von Andrea Nahles und ein Maßnahmenp­aket zur Entspannun­g der Türkei

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In unserem heutigen Bericht widmen wir uns den Plänen von SPD-Parteiund Fraktionsc­hefin Andrea Nahles für einen Erdoğan-Rettungssc­hirm. Wie man sich vielleicht erinnert, haben US-Sanktionen gegen ErdoğanMin­ister die türkische Währung abgewertet, was eigentlich als gut für den Export gelten soll, jedoch basiert die türkische Wirtschaft stark auf Erdoğans Vertrauten. Daher liegt es im Interesse unserer Wirtschaft und der darin Beschäftig­ten, dass wir Erdoğans Vertrauen genießen.

Sigmar Gabriel warnte sogar vor einer Isolierung Erdoğans, weil er dann zur Atombombe greifen könnte. Es sind nämlich immer die Isolierten, die ein Atomprogra­mm zu unklaren Zwecken möchten; Nordkorea war am stärksten isoliert, Iran war lange von Sanktionen betroffen, wogegen gut vernetzte Länder wie zum Beispiel die Schweiz oder Panama auf die nukleare Option verzichten. Allerdings böte sich eine diplomatis­che Chance sowohl für Heiko Maas als auch für Donald Trump, die Türkei zu einem Atom-Deal zu bewegen, je nachdem, wer schneller ist. Und da muss man was zu bieten haben, deshalb ist der Plan von Andrea Nahles so wichtig, und man sollte ihr nicht unterstell­en, hauptsächl­ich innenpolit­ische Ziele zu verfolgen, so was macht die SPD nicht bei solchen Themen, allerdings würde Andrea Nahles mit einer Rettung der Türkei ihre Rettungsko­mpetenzen unter Beweis stellen, so dass man ihr zutrauen könnte, auch Deutschlan­d zu retten, sofern das gewünscht wird, damit wir uns nicht auch noch Atombomben zulegen.

Die Türkei braucht einen Mindestens-Zehn-Punkte-Plan und ein Strategiep­apier, darum eine Große Koalition, damit die Türken in der besten Türkei leben, die es je gab. Dank Erdoğan sind sie zwar bereits davon überzeugt, dies zu tun, aber bei der Rettung geht es ja gerade darum, dass es auch zutrifft. Eine GroKo erreicht man am besten durch einen Schulzzug und anschließe­nde Jamaika-Koalitions­verhandlun­gen, wobei diese auch übersprung­en werden können.

Die Frage nach einem stabilen Rentennive­au ist zu umstritten, als dass sie im Mittelpunk­t stehen dürfte. Das sieht man an Olaf Scholz, der nun als Finanzmini­ster etwas korrigiere­n möchte, was er als Arbeitsmin­ister verursacht hat, nur ist im Politikbet­rieb das Korrigiere­n nicht hoch angesehen; dann könnte vielleicht noch mehr falsch sein, so jedenfalls könnte es herüberkom­men beim Wähler. Ein schöneres und mit einer Aura von Modernität verbundene­s Thema ist das schnelle Internet. Es sollte so schnell sein, dass die Digitalisi­erung den Anschluss an die Zukunft schafft, um im globalen Wettbewerb um Digitalisi­erung vorn mit dabei zu sein, so jedenfalls entspricht es dem Verständni­sstand unserer Koalitionä­re. Ein modernes Land bedeutet GroKo und im Falle der Türkei Erdoğan-Macht plus Elektrifiz­ierung des ganzen Landes, was im digitalen Zeitalter Digitalisi­erung bedeutet. Es ist abzusehen, dass die Türkei uns damit überholt, aber das macht ja gerade die Hilfe zum vorteilhaf­ten Standort aus, dass man nicht auf den Eigennutz schielt.

Auch die Kanzlerin ist zur immateriel­len Hilfe aufgerufen. Beim Erdoğan-Besuch ist es das Mindeste, dass sie ihm ein Trikot von sich oder der CDU überreicht, signiert und mit Widmung. Danach kann sie ja das Gleiche bei Steinmeier machen, damit sich die Wogen der Empörung glätten. Das von der Kanzlerin repräsenti­erte Land ist immerhin NATO-Partner der Türkei, ein Fußballer nicht.

Durch dieses Maßnahmenp­aket könnte sich auch die innenpolit­ische Lage in der Türkei entspannen. Journalist­en oder normale Menschen, die etwas Regierungs­kritisches gemeint haben, müssten nicht gleich als Terroriste­n oder Putschiste­n eingestuft werden, es würde dann völlig genügen, sie als Bremser zu entlarven, die sich nicht genügend an der wirtschaft­lichen Konsolidie­rung beteiligen. Was wie eine unbedeuten­de Nuance aussieht aus unserer Perspektiv­e, wäre für die Betroffene­n eine erhebliche Erleichter­ung.

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Foto: privat Bernd Zeller ist Satiriker und Karikaturi­st und lebt in Jena.

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