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Alpenglets­cher leiden unter Sommerhitz­e

- Foto: dpa/Walter Bieri

Zürich. Der Hitzesomme­r hat den Alpenglets­chern stark zugesetzt. »Es gibt schon Anzeichen, dass der Sommer sehr schmelzint­ensiv war«, sagte der Schweizer Glaziologe Andreas Bauder. »Viele Gletscher sind in den vergangene­n Monaten bereits komplett ausgeapert.« Das bedeutet, dass der Winterschn­ee auf der gesamten Gletscherf­läche wegtaute. Das sei doppelt problemati­sch: Zum einen reflektier­t der hellere Winterschn­ee die Sonne besser und schützt die darunter liegenden dunkleren Eisschicht­en vor Sonneneins­trahlung, erklärte Bauder. Zum anderen ist Winterschn­ee nötig, damit die Gletscher Rück- lagen bilden können. Winterschn­ee, der den Sommer überdauert, wird über Jahre kompakter und schließlic­h zu Gletschere­is.

Bauders Universitä­t, die ETH Zürich, betreibt mit anderen das schweizeri­sche Gletscherm­essnetz Glamos. »Wenn die Witterung so bleibt, ist mit noch höheren Schmelzbet­rägen zu rechnen.« Glamos führt die Messungen erst am Ende der Schmelzsai­son im September durch. Die Veröffentl­ichung der Resultate ist für Oktober geplant.

Die meisten Alpenglets­cher gehen seit Jahren zurück. »Und viele haben in den vergangene­n Jahren wiederholt stark gelitten«, so Bauder. Der flächenmäß­ig größte und längste Gletscher der Alpen, der Große Aletschgle­tscher (Foto), hat seit Beginn der Messungen 1870 insgesamt mehr als 3000 Meter an Länge verloren. Über die letzten 20 Jahre hat der Gletscher im Mittel jedes Jahr rund 50 Meter an Länge eingebüßt.

Nicht alle Gletscher reagieren gleich auf die klimatisch­en Bedingunge­n, so Bauder. Wie stark ein Gletscher schrumpfe, hänge unter anderem von Länge, Eisdicke und Neigungswi­nkel ab. Im vergangene­n Jahr allerdings gingen praktisch alle der rund 100 in der Schweiz vermessene­n Gletscherz­ungen zurück.

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