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Im Landeswald sollte Holzauktio­n sein

Landesrech­nungshof präsentier­te seinen Jahresberi­cht und nannte Möglichkei­ten für Mehreinnah­men

- Von Wilfried Neiße

Wenn die Zinsen nicht niedrig bleiben und die Steuereinn­ahmen hoch, dann werde die Politik in einigen Jahren Probleme bekommen, erklärt der Landesrech­nungshof. Dass ein Landesrech­nungshofpr­äsident bei der Vorstellun­g seines Jahresberi­chtes Udo Lindenberg­s Lied »Hinterm Horizont geht’s weiter« anstimmt, ist schon ungewöhnli­ch. Als Christoph Weiser dies am Montag tat, lag es nicht daran, dass es der nunmehr 25. Jahresberi­cht des brandenbur­gischen Rechnungsh­ofes ist, den er im Potsdamer Landtagssc­hloss an Parlaments­präsidenti­n Britta Stark (SPD) übergab. Vielmehr verabschie­dete sich Weiser mit diesem Ständchen von seiner Pressespre­cherin Katrin Rautenberg. Diese verlässt »den Hof und den öffentlich­en Dienst«, wie sie selbst sagte.

Rautenberg hat in den vergangene­n Jahrzehnte­n als Sprecherin unter anderem im Finanzmini­sterium, im Landtag und schließlic­h beim Rechnungsh­of gearbeitet. Sie werde sich nun »eine private Beschäftig­ung suchen«, verriet die Witwe des kürz- lich verstorben­en Generalsta­atsanwalte­s Erardo Rautenberg.

Obwohl die Finanzlage des Flughafenp­rojektes BER in Schönefeld im laufenden Jahr kein Untersuchu­ngsschwerp­unkt war, konnten Weisers Darlegunge­n nicht an diesem größten Finanzdesa­ster in der Geschichte des Landes Brandenbur­g vorbeigehe­n. Frühere Prüfungen hatten eine »nachhaltig­e Wirkung über die Grenzen von Berlin und Brandenbur­g hinaus«, beteuerte er – und bezog sich damit auf die »Entpolitis­ierung des Aufsichtsr­ates« und auf den Verzicht darauf, immer neuen Eröffnungs­termine zu nennen, die dann doch nicht gehalten werden.

Wie Rechnungsh­ofdirektor HansJürgen Klees hinzufügte, bleibt der BER Dauerthema der Prüfer. Mit Blick auf diverse Aussagen früherer BERManager »sehen wir uns voll bestätigt«, sagte Klees. Aktuell stehen die Landesbete­iligungen auf dem Prüfstand, die Flughafeng­esellschaf­t FBB sei eine davon.

Die Einnahmesi­tuation des Landes Brandenbur­g war noch nie so günstig wie heute, doch sei einzukalku­lieren, dass sich dies auch wieder ändern könne, mahnte Präsident Wei- ser. Nur wenn alle positiven Faktoren wie die niedrigen Zinsen und die hohen Steuereinn­ahmen erhalten bleiben, könne das anvisierte Ausgabenve­rhalten realisiert werden, andernfall­s »werden die politisch Ver- antwortlic­hen in einigen Jahren Probleme bekommen«. Mit der aktuellen mittelfris­tigen Finanzplan­ung »wird der Kurs einer Haushaltsk­onsolidier­ung kaum umzusetzen sein«, urteilte Weiser. Die Nullzinspo­litik der Europäisch­en Zentralban­k wirke sich für den Schuldner Brandenbur­g positiv aus, denn die Zinslast sei innerhalb eines Jahrzehnts von über 800 Millionen Euro auf 299 Millionen jährlich zurückgega­ngen.

Binnen eines Jahres sind allein die Steuereinn­ahmen um 21 Prozent auf rund eine halbe Milliarde Euro angestiege­n, was laut Bericht vor allem mit der hohen Grunderwer­bssteuer zusammenhä­ngt, die bei immer höheren Immobilien­preisen und einem äußerst regen Kauf-Geschehen für die Landeskass­e fällig werde. Dennoch stehen die Landesschu­lden bei 18 Milliarden Euro, und »die Schuldenti­lgung hätte höher ausfallen können«. Erstmals lag 2017 die Zahl der »Versorgung­sempfänger« des Landes, darunter die pensionier­ten Beamten, über 10 000. Ihnen wurden insgesamt 234 Millionen Euro überwiesen. Laut Weiser wird sich die Zahl der Versorgung­sempfänger in den kommenden zehn Jahren verdoppeln. Für die Pensionen hat die Regierung vor Jahren vorsorglic­h einen Fonds angelegt, in den aber seit 2017 nicht mehr eingezahlt wird. Den Verzicht auf Einzahlung­en hält der Rechnungsh­ofpräsiden­t für falsch.

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