Verinnerlichte Denkweise
Zu »Rassismus am Arbeitsplatz«, 10.1., S. 4; dasND.de/1109651
Die Bemerkung »Ich mache hier doch keine Negerarbeit, mach dass selber« rutscht keinem Menschen einfach so raus, der das nicht schon in seinen aktiven Sprachschatz aufgenommen hat, und das zeugt von einer bereits verinnerlichten rassistisch abwertenden Denkweise. Dabei ist es unerheblich, ob das in einer Stresssituation erfolgte oder nicht. Dass dies in einer Zentralen Ausländerbehörde geschieht und der Bürgermeister für die verantwortliche leitende Mitarbeiterin offensichtlich Verständnis zeigt, indem er sie faktisch entschuldigt, ist erschreckend. Umso verständlicher, dass der Kläger sein »Mobbing-Protokoll« eben nicht vor Ablauf seiner Probezeit publik machen wollte.
Dank den Spendensammlern der Fachhochschule Bielefeld, die dem betroffenen ehemaligen Mitarbeiter der ZAB Beistand leisten.
Ute Knorr, Berlin
Der Zweck heiligt nicht die Mittel
Zu »Dem Hass trotzen«, 11.1., S. 15; online: dasND.de/1109687
Wer brutale Schlägermethoden als legitim ansieht, wenn sie nur gegen Nazis gerichtet sind, verlässt einen Grundkonsens, der für Linke verpflichtend sein sollte: Wir übernehmen nicht die menschenverachtenden Vorgehensweisen unserer Feinde! Damit würden wir uns mit ihnen gemein machen – Methoden sind eben nicht unabhängig von den Zielen, die damit erreicht werden sollen. Veronika Kracher sollte mal bei Kant nachlesen: »Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.« Und dann sollte sie sich überlegen, ob sie will, dass sich politische Gegner in unserer Gesellschaft generell und allgemein hinterrücks niederschlagen.
Welcher Teufel hat Niklas Franzen geritten, sich in seinem Artikel damit solidarisch zu erklären? Gewalt darf kein Mittel der politischen Auseinandersetzung sein, sie ist allein als Mittel der unmittelbaren Selbstverteidigung gerechtfertigt. So wie sie von Veronika Kracher propagiert wird, entwertet sie jedes linke Engagement, auch das gegen Antisemitismus und gegen rechte Burschenschaften.
Bernd Friedrich, Leipzig
Zu propagieren, dass der politische Gegner mit allen Mitteln bekämpft wird, und es zu begrüßen, dass da einer krankenhausreif »zusammengelatzt« wurde – das ist Hetze und Hass. Erbärmlich, menschenverachtend, unwürdig, und sei es noch so von der vermeintlich richtigen Seite ausgehend. Wenn dann auf ebenso niedrigem Niveau reagiert wird, wundert mich das gar nicht. Befürworter von Gewalt gibt es auf allen Seiten. Ich bin keiner davon. Fricco Reich, Stuttgart
Das süße Nichtstun bezahlen?
Zu »Sanktionen als verfassungswidrig geißeln«, 10.1., S. 2; online: dasND.de/1109630
Der Staat ist dafür da, gesunde Rahmenbedingungen für ein lebenswertes Leben zur Verfügung zu stellen: perfekte Gesundheitsfürsorge, Straßen und Schienen, Justiz, Sicherheit, perfekte Bildung, Sportstätten und Schwimmbäder, Katastrophenhilfe. Sollte es nicht genügend Arbeit geben, gehört auch die Hilfe zum Überleben in Notlagen zu den staatlichen Aufgaben. Wenn genug Arbeit da ist, kann es aber nicht Aufgabe des Staates sein, den Leuten das süße Nichtstun zu bezahlen.
Willi Schleib, Oberhausen
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