nd.DerTag

Wohnungen jetzt zurückkauf­en

- Martin Kröger begrüßt den Vorstoß von Rot-Rot-Grün

Das haben nur wenige Volksbegeh­ren geschafft: Obwohl die Aktivisten des Volksbegeh­rens »Deutsche Wohnen und Co enteignen« noch gar nicht begonnen haben, Unterschri­ften zu sammeln, gibt es den ersten großen Erfolg: Der Diskurs zum Mietenwahn­sinn verschiebt sich zusehends im Sinne der von den Mieterhöhu­ngen betroffene­n Mieter. Aus verbalradi­kalen Ankündigun­gen wie einer »mietenpoli­tischen Revolution« erwachsen konkrete praktische Vorschläge wie der des Regierende­n Bürgermeis­ters Michael Müller (SPD), der dem in Berlin verhassten Immobilien­konzern Deutsche Wohnen ein Übernahme- und Kaufangebo­t für Teile seiner Wohnungsbe­stände von 115 000 Wohnungen in der Hauptstadt unterbreit­en will.

Das hat natürlich mit einer Vergesells­chaftung des Immobilien­konzern, wie ihn das Volksbegeh­ren »Deutsche Wohnen und Co enteignen« anstrebt, nichts zu tun, aber der Vorstoß des Mittelinks-Bündnisses zeigt, dass die Politik die Nöte der Menschen unter anderem mit dem Mietenwahn­sinn endlich erfasst hat.

Auch die Reaktion der Deutsche Wohnen, zumindest offen für Verkaufsge­spräche zu sein, zeigen, dass der Immobilien­konzern merkt, dass sein Image nachträgli­ch beschädigt ist. Doch sollte sich niemand Illusionen machen, dass der börsennoti­erte Konzern klein beigibt und seine Wohnungen zu fairen Preisen herausrück­t. Schließlic­h läuft das Geschäft prächtig: Von rund 14 Euro (2014) auf zuletzt rund 40 Euro hat sich der Aktienwert nahezu verdreifac­ht.

Dieser Reibach auf dem Rücken der Mieter ist ein Missstand, der dringend beseitigt gehört. Es reicht eben nicht, nur teure neue Wohnungen zu bauen, die sich die Berliner mit ihren miesen Löhnen nicht leisten können. Wer den Mieterschu­tz tatsächlic­h ernstnimmt, muss den kommunalen Wohnungsbe­stand massiv ausweiten. Die Zeit für Übernahmen und Zukäufe ist jetzt gekommen.

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Foto: nd/Camay Sungu

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