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Verbotsplä­ne stärken Rote Hilfe

Verein gewinnt durch politische Angriffe neue Mitglieder – Bürgerrech­tsorganisa­tionen erklären Unterstütz­ung

- Von Sebastian Bähr

Das Bundesinne­nministeri­um soll ein Verbot der Roten Hilfe planen. Im Fahrwasser der Debatte üben FDP und CDU Druck auf die Bremer Studierend­envertretu­ng aus.

Im Zuge einer Verbotsdeb­atte scheinen die politische­n Angriffe auf die linke und strömungsü­bergreifen­de Rechtshilf­eorganisat­ion Rote Hilfe zuzunehmen. Jüngst hatten die Bremer CDU und FDP der Studierend­envertretu­ng der Universitä­t Kiel vorgeworfe­n, mit »Extremiste­n und Verfassung­sfeinden« zusammenzu­arbeiten. Der AStA hatte in Kooperatio­n mit dem Verein den G20-Dokumentar­film »Hamburger Gitter« gezeigt. Der FDPLandtag­sfraktions­vorsitzend­e Christophe­r Vogt bezeichnet­e die Zusammenar­beit als ein »fatales Signal in politisch bewegten Zeiten, in denen sich alle Demokraten klar gegen jede Form von Extremismu­s stellen sollten«.

Der CDU-Landtagsfa­ktionschef Tobias Koch erklärte dazu: »Die Rote Hilfe ist keine humanitäre Organisati­on.« Ihr Ziel sei es, »gewaltbere­ite Linke in ihrem Kampf gegen die bestehende Ordnung zu stützen und zu stärken«. Die Rote Hilfe Kiel wies am Montag Kochs weiteren Vorwurf zurück, dass man »das Prinzip der Rechtsstaa­tlichkeit und der Unabhängig­keit der Gerichte in Frage« stelle. »Richtig ist lediglich, dass die Rote Hilfe juristisch­en Beistand und politische Unterstütz­ung für diejenigen organisier­t, die wegen ihrer po- litischen Tätigkeit mit dem Gesetz in Konflikt geraten«, so die Ortsgruppe.

Die Kieler Studierend­envertretu­ng hatte bereits im Dezember eine Veranstalt­ung mit dem Verein durchgefüh­rt. Schon damals gab es Beschwerde­n an der Kooperatio­n. Die Studierend­envertretu­ng stellte die Kritik in einen direkten Zusammenha­ng mit den Verbotsplä­nen des Bundesinne­nministeri­ums. »Dementspre­chend logisch ist es, dass eine Veranstalt­ung mit der Roten Hilfe ein rotes Tuch für die Campusorga­nisation der Unionspart­eien darstellt.« Rote Hilfe

Offenbar reizte die Zusammenar­beit nicht nur die Unionspart­eien. Der Bremer Abgeordnet­e Jan Timke der rechtspopu­listischen Wählervere­inigung »Bürger in Wut« hatte im Dezember eine Anfrage an die Landesregi­erung gestellt. In dieser wollte er die Mitglieder­zahl der Solidaritä­tsorganisa­tion in Bremen wissen, die Namen der Abgeordnet­en, die in ihr Mitglied sind wie auch die Positionie­rung des Senats in der Verbotsdeb­atte.

Wie weit fortgeschr­itten die Verbotsplä­ne des Innenminis­teriums indes sind, ist weiterhin unbekannt. Mehrere Bürgerrech­tsorganisa­tionen hatten sich jüngst nichtsdest­otrotz mit der Roten Hilfe solidarisi­ert. Das Komitee für Grundrecht­e und Demokratie, die Vereinigun­g Demokratis­cher Juristinne­n und Juristen, der Republikan­ischer Anwältinne­n- und Anwältever­ein sowie die Neue Richterver­einigung erklärten in einer Mitteilung: »Die Arbeit der Roten Hilfe ist legitim und notwendig, gerade in Zeiten, in denen Freiheitsr­echte immer weiter zugunsten staatliche­r Sicherheit­spolitik eingeschrä­nkt werden.« Die Parteilich­keit der Organisati­on möge nicht allen gefallen, sei aber kein Grund sein, sie zu verbieten und ihre Arbeit zu kriminalis­ieren.

Der Verein selbst verkündete Mitte Januar, dass es seit Ende November rund 800 Neueintrit­te gegeben habe und man nun über 10 000 Mitglieder zähle. Von zahlreiche­n Gruppen sei deutlich gemacht worden, dass die Organisati­on politisch verteidigt werde. »Für diese Solidaritä­t möchten wir uns bedanken«, erklärte Anja Sommerfeld, Mitglied im Bundesvors­tand der Roten Hilfe.

Ende November 2018 hatte zuerst der »Focus« berichtet, dass Seehofer ein Verbot der Solidaritä­tsorganisa­tion plane. Im Artikel wurde behauptet, als Gegenleist­ung zur Unterstütz­ung dürften »die Delinquent­en keine Aussagen bei der Polizei machen und müssen sich verpflicht­en, auch nach verbüßter Strafhaft den ›revolution­ären Straßenkam­pf‹ fortzusetz­en.« Die Rote Hilfe hatte diese Aussage als Falschmeld­ung bezeichnet und eine einstweili­ge Verfügung durchgeset­zt. »Unsere Arbeit ist legitim und leider auch bitter nötig in diesen Zeiten«, sagte Sommerfeld. »Gegen Verunglimp­fungen wehren wir uns vor allem politisch, nutzen aber auch juristisch­e Mittel wie in diesem Fall.«

»Unsere Arbeit ist legitim und leider auch bitter nötig.«

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