nd.DerTag

Doppelgäng­er verboten

Hanoi als Gipfeltref­fpunkt bestens geeignet

- Von Marina Mai

Vietnams Hauptstadt Hanoi ist für das Gipfeltref­fen von Donald Trump und Kim Jong Un gerüstet. Tagungshot­els wurden einem Sicherheit­scheck unterzogen. Bereits seit dem Wochenende sind zahlreiche amerikanis­che Security-Mitarbeite­r in Hanoier Hotels einquartie­rt. Reisebüros empfahlen ihren internatio­nalen Gästen für die Gipfeltage den Besuch anderer vietnamesi­scher Städte, um nicht von Bewegungse­inschränku­ngen betroffen zu sein.

Kim Jon Un reiste mit seinem gepanzerte­n Sonderzug quer durch China bis in die vietnamesi­sche Grenzstadt Dong Dang. Von dort ging es per Auto weiter. Die Straße von der Grenze bis in die Hauptstadt Hanoi war deshalb von Montagaben­d an für Lkw und Busse und am Dienstagvo­rmittag generell gesperrt, sogar für Fußgänger. Vietnam zeichnet sich als Austragung­sort für den Gipfel durch eine günstige geografisc­he Lage aus. Außerdem gehört Vietnam zu den wenigen Staaten der Region, mit denen sowohl die USA als auch Nordkorea nicht nur diplomatis­che, sondern auch pragmatisc­he Kontakte pflegen. Für Nordkorea, das Vietnam bereits 1950 diplomatis­ch anerkannte, als es internatio­nal noch recht isoliert war, ist wichtig, dass Hanoi weder Pjöngjangs Atomprogra­mm noch Menschenre­chtsverlet­zungen laut kritisiert. Der bilaterale Handel ist gering, aber es gibt ihn.

Mit dem einstigen Kriegsgegn­er USA unterhält Vietnam seit 1995 wieder diplomatis­che Beziehunge­n. Die Wirtschaft­skontakte sind stetig gewachsen, politisch verstehen sich beide Staaten als wichtige Partner gegen die chinesisch­e Vorherrsch­aft im Südchinesi­schen Meer. Die schwierige Menschenre­chtslage in Vietnam, die seine Vorgänger regelmäßig angemahnt haben, ist Donald Trump nicht so wichtig.

Weder Trump noch Kim müssen in Vietnam – anders als in anderen Staaten der Welt – mit Demonstrat­ionen gegen ihre Politik rechnen. Vietnam hat Erfahrung bei der Austragung politische­r Großereign­isse und schirmt internatio­nale Gäste hermetisch von der einheimisc­hen Bevölkerun­g ab. Potenziell­e Demonstran­ten werden bereits vorsorglic­h unter Hausarrest gestellt. Ein Hongkonger Bürger, der wie ein Doppelgäng­er Kims aussieht, wurde am Wochenende ausgewiese­n. Hintergrun­d sind spaßige Aktionen Hanoier Friseure, Kunden die Frisuren von Trump und Kim zu schneiden, die sich dann öffentlich die Hand geben.

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