nd.DerTag

Bis wohin und nicht weiter?

- Andreas Fritsche zum Streit um Brandenbur­gs Polizeiges­etz

Im Streit um Verschärfu­ngen des brandenbur­gischen Polizeiges­etzes geht es ums Prinzip. Darf die LINKE Einschränk­ungen der Grundrecht­e akzeptiere­n? Eigentlich nicht!

Aber taktische Erwägungen können nicht ganz beiseite geschoben werden. Wem würde es nützen, wenn die LINKE die rotrote Koalition wenige Monate vor der Landtagswa­hl am 1. September noch platzen ließe? Was würde dann aus der Polizeiges­etznovelle werden?

Wird es jetzt nichts mit der Verabschie­dung eines bereits erheblich entschärft­en Gesetzentw­urfs von Innenminis­ter KarlHeinz Schröter (SPD), dann setzen SPD oder CDU das Thema womöglich nach der Landtagswa­hl wieder auf die Tagesordnu­ng. Dann könnte die Ursprungsf­assung beschlosse­n werden, die SPD und CDU viel besser gefallen hat. Ob die LINKE dann noch ein Wörtchen mitzureden hat, das steht in den Sternen. Ob die in Brandenbur­g schwächere­n Grünen als dann eventuell mitregiere­nde Partei in der Lage sein würden, mehr zu verhindern als die LINKE, das ist noch die Frage. Da können die Grünen jetzt viel verspreche­n. Im Zweifelsfa­ll müssten auch sie entscheide­n, ob sie deswegen eine Koalition platzen lassen würden. Angenehm ist ihnen dieser Gedanke sicher nicht. Schließlic­h haben sie eine lange Durststrec­ke hinter sich, haben seit 1994 in Brandenbur­g nicht mehr mitregiert.

Am Reigen der Polizeiges­etzverschä­rfungen beteiligt sich derzeit nicht das rot-rot-grün regierte Thüringen. Aber in Thüringen ist das Ausspähen von WhatsAppNa­chrichten schon früher erlaubt worden. In Brandenbur­g stemmt sich die LINKE in den Verhandlun­gen mit der SPD nach wie vor gegen diese Form der Spitzelei. Am Ende muss jeder Abgeordnet­e mit sich selbst ausmachen, welche Kompromiss­e er noch mittragen kann und welche nicht.

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Foto: nd/Ulli Winkler

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