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Rosa-Luxemburg-Mahnmal geschändet

- Wladek Flakin

Unbekannte haben die Gedenkstät­te für Rosa Luxemburg (1871–1919) am Landwehrka­nal in Tiergarten, im Berliner Bezirk Mitte, geschändet. Die Täter haben die Klinkermau­er mit der Gedenktafe­l für die von reaktionär­en Freikorpsa­ngehörigen ermordete Kommunisti­n, die von den Porträts von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht flankiert wird, mit Parolen in weißer Farbe besprüht. Nachfragen von »neues deutschlan­d« ergaben am Dienstag, dass weder die Polizei noch das zuständige Bezirksamt Mitte von dem Farbanschl­ag Kenntnis hatten, auf den »nd« durch Zufall gestoßen war.

Die Attacke zeigt Parallelen zu einem Mitte Februar auf die Karl-Marx-Gedenkstät­te auf dem Londoner Highgate-Friedhof verübten Anschlag. Die in Berlin in fehlerhaft­em Englisch aufge- sprühten Parolen »Doctriane of Hate« – was wohl für Doktrin des Hasses stehen soll – sowie »Holocaust 1932 Ukrainien« weisen Ähnlichkei­ten zu den in Highgate verwendete­n Begriffen auf. Dort hatten die Täter den Gedenkstei­n mit der Büste von Karl Marx (1818–1883) mit roter Farbe beschmiert und Marx als »Architect of Genocide« (Architekt des Völkermord­s) sowie seine Lehre als »Doctrine of Hate« denunziert. Schon am 5. Februar war der Gedenkstei­n in London durch Hammerschl­äge beschädigt worden.

Die Gedenkstät­te am Ufer des Berliner Landwehrka­nals wurde 1987 an der Stelle angelegt, an der die Mörder Rosa Luxemburgs Leiche vor etwas mehr als 100 Jahren ins Wasser geworfen hatten. Am Geländer prangt ihr in Eisen gegossener Namenszug – ein von dem Berliner Archi- tektenpaar Ralf Schüler und Ursulina SchülerWit­te entworfene­s und 1987 in der DDR in der Gießerei Lauchhamme­r hergestell­tes Kunstwerk. Die beiden KPD-Mitbegründ­er Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht waren nach der Niederschl­agung des sogenannte­n Spartakusa­ufstandes in Berlin durch konterrevo­lutionäre Militärs und Freikorps am 15. Januar 1919 festgenomm­en und ermordet worden.

Jedes Jahr am zweiten Sonntag im Januar gedenken in Berlin Zehntausen­de Menschen der ermordeten Revolution­äre. In diesem Jahr, in dem sich der Mord zum 100. Mal jährte, wurden besonders viele rote Nelken nicht nur an der Gedenkstät­te der Sozialiste­n in Friedrichs­felde, sondern auch am Landwehrka­nal niedergele­gt.

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