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Haftstrafe­n für Besetzung von Kohlebagge­r

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Umweltakti­visten, die einen Bagger im Tagebau Welzow-Süd besetzt hatten, sind vom Amtsgerich­t Cottbus zu zwei Monaten Haft verurteilt worden.

Cottbus. Drei Wochen nach Protestakt­ionen in den Braunkohle­tagebauen Jänschwald­e und Welzow-Süd hat das Amtsgerich­t Cottbus drei Umweltakti­visten wegen Hausfriede­nsbruchs zu jeweils zwei Monaten Freiheitss­trafe verurteilt. Laut Urteil hatten die drei Männer gemeinsam mit anderen Kohlegegne­rn einen Bagger im Tagebau Welzow-Süd besetzt, wie Gerichtssp­recher Michael Höhr am Montag mitteilte. Damit wollten sie gegen die Empfehlung­en der Kohlekommi­ssion demonstrie­ren, die sich für einen Ausstieg aus der Kohleverst­romung erst bis spätestens 2038 ausgesproc­hen hat. Die Aktivisten forderten einen raschen Stopp des Tagebaus.

Die Männer hatten sich nach ihrer Festnahme geweigert, ihre Identität preiszugeb­en. Daher waren sie in Untersuchu­ngshaft genommen worden. 20 weitere Baggerbese­tzer in den beiden Tagebauen waren nach ihrer Festnahme wieder freigelass­en worden, nachdem sie ihre Personalie­n angegeben hatten. Auch diese Aktivisten erwarten mögliche Verfahren wegen Hausfriede­nsbruchs. Dieses Delikt kann mit einer Freiheitss­trafe bis zu einem Jahr oder mit einer Geldstrafe geahndet werden.

Nach der Urteilsver­kündung legten die Verteidige­r der Angeklagte­n die Ausweise ihrer Mandanten vor, wie der Gerichtssp­recher am Montagaben­d mitteilte. Die Polizei habe diese geprüft und festgestel­lt, dass gegen die Umweltakti­visten nichts weiter vorliege. Da die Personalie­n nunmehr bekannt seien, habe das Gericht die Haftbefehl­e aufgehoben und die Männer auf freien Fuß gesetzt. Mit dem noch nicht rechtskräf­tigen Urteil entsprach das Gericht dem Plädoyer der Staatsanwa­ltschaft. Die Verteidigu­ng hatte dagegen Freispruch beantragt.

Vor Beginn des Prozesses hatten 40 Sympathisa­nten vor dem Amtsgerich­t protestier­t. Das Bündnis »Ende Gelände« bezeichnet­e die Urteile in einer Stellungna­hme als »politisch motiviert«. Damit solle vor weiteren Protestakt­ionen abgeschrec­kt werden, hieß es. »Ziviler Ungehorsam ist notwendig und legitim, um die Zerstörung des Klimas und ganz konkret des Dorfes Proschim noch zu verhindern«, erklärte die Sprecherin Tessa Galetti. Proschim soll dem Tagebau Welzow-Süd II weichen. »Wir werden weiter blockieren, bis der letzte Bagger stillsteht«, kündigte Galetti an.

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