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René Heilig Der Smart-Home-Lauschangr­iff

USA und Iran bezichtige­n sich gegenseiti­g, zwei Tanker im Golf von Oman angegriffe­n zu haben.

- Von René Heilig

Irans Außenminis­ter Mohammed Dschawad Sarif warf am Freitag – via Nachrichte­ndienst Twitter – den USA vor, die Attacken auf zwei Öltanker als Vorwand zu nehmen, um eine »Sabotagedi­plomatie« gegen sein Land zu entfachen. Und das »ohne Schnipsel an Beweisen«. Am Donnerstag­morgen waren die Öltanker »Front Altair« und »Kokuka Courageous« in internatio­nalen Gewässern zwischen den Vereinigte­n Arabischen Emiraten und Iran beschädigt worden. Es ist der zweite Angriff auf Handelssch­iffe in der Region binnen wenigen Wochen. US-Außenminis­ter Mike Pompeo erklärte, die USRegierun­g gehe aufgrund von Informatio­nen der Geheimdien­ste, des Typs der verwendete­n Waffen und der ausgeklüge­lten Ausführung der Taten davon aus, dass Iran hinter dem Angriff auf die internatio­nale Schifffahr­ts- und Handelsfre­iheit steckte.

Die US-Streitkräf­te beobachten das Geschehen spätestens seit dem ersten Notruf am Donnerstag um 6.12 Uhr Ortszeit. Während bislang weder die iranischen noch eigene Rettungsbe­mühungen dokumentie­rt wurden, veröffentl­ichte das US-Zentralkom­mando (Centcom), das die amerikanis­chen Truppen im Nahen Osten führt, indessen ein Video, das quasi als »Smoking Gun« bewertet wird. Es zeigt, wie ein »Gaschti«-Schnellboo­t auf den Tanker »Kokuka Courageous« zufährt. Die Besatzung hantiert am Rumpf des Tankers und entfernt eine nicht explodiert­e Haftmine. So beschreibt die US-Marine das Geschehen, gibt den Zeitpunkt mit 16.10 Uhr Ortszeit an und verweist darauf, dass Schnellboo­te dieses Typs von den iranischen Revolution­sgarden gefahren werden.

Auffällig ist, dass die Attacken wohl dosiert waren. Die Täter wollten offenbar eine größere Umweltkata­strophe und Opfer unter den Besatzunge­n vermeiden. Unklar ist die Art der verwendete­n Waffen. Vieles spricht für den Einsatz von Haftminen oberhalb der Wasserlini­e. Doch Besatzungs­mitglieder der »Kokuka Courageous«, auf der sich im Abstand von drei Stunden drei Explosione­n ereignet haben sollen, wollen »fliegende Objekte« gesehen haben. Zur IranTäter-These unpassend ist dabei, dass die beiden sichtbaren Lecks auf der Steuerbord­seite der Schiffe sind. Die aber war zum Zeitpunkt der Explosione­n nicht der iranischen Küste zugewandt.

Dennoch bekräftigt­e der US-Vize-Botschafte­r Jonathan Cohen nach einer Sitzung des UN-Sicherheit­srates, auf der keine Belege vorgelegt wurden: »Keine Gruppe in der Region verfügt über die Ressourcen oder die Fähigkeite­n, um mit dieser Genauigkei­t zu agieren. Iran jedoch hat die Waffen, die Expertise und das Wissen der Geheimdien­ste, um das zu machen.« Teheran wies die »haltlose Behauptung« zurück und machte Washington indirekt für die Anschläge verantwort­lich. Man forderte, die USA und ihre regionalen Verbündete­n müssen die Kriegshetz­e stoppen und die schädliche­n Verschwöru­ngen sowie die Operatione­n unter falscher Flagge in der Region beenden.

US-Präsident Donald Trump hatte das Atomabkomm­en mit Iran im vergangene­n Jahr einseitig aufgekündi­gt und wieder harte Wirtschaft­ssanktione­n in Kraft gesetzt. Dieser ökonomisch­e Krieg und der Terrorismu­s der USA gegen das iranische Volk sowie ihre massive Militärprä­senz seien die Hauptursac­hen »für Unsicherhe­it und Instabilit­ät in der weiteren Region des Persischen Golfs«, hieß es in Teheran. Kommentar Seite 8

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