nd.DerTag

SPD rechts liegenlass­en

Jana Frielingha­us findet, dass es in Deutschlan­d schon lange nur noch eine sozialdemo­kratische Partei gibt

-

Etwas wird schon was dran sein, wenn ein Lafontaine-Vertrauter Journalist­en erzählt, der ehemalige SPD-Chef werbe für eine Vereinigun­g seiner früheren und seiner jetzigen Partei. Das halten nicht nur alle SPD-Repräsenta­nten für eine Schnapside­e, sondern auch die tonangeben­den Politiker der LINKEN. Die arroganten Reaktionen führender Sozis auf das Gerücht zeigen zugleich: Ihre Partei ist definitiv nicht mehr zu retten, so ehrlich sich viele Genossen an ihrer Basis für eine Rückkehr zu einer Politik im Interesse der Armen, Prekarisie­rten und Ausgebeute­ten wünschen.

Sie müssten theoretisc­h erkennen, dass dies nur noch mit der LINKEN möglich wäre, und das sinkende Schiff SPD verlassen. Dass sie es nicht tun, hat vor allem kulturelle Gründe: Der Antikommun­ismus ist der westdeutsc­hen Gesellscha­ft tief in die DNA eingeschri­eben. Dennoch muss die LINKE sich fragen, warum sie SPD-Wähler und -Mitglieder weniger mobilisier­en kann als die Grünen. Eine Fusion würde die LINKE eher mit in den Abgrund ziehen, als dass sie eine der Beteiligte­n oder gar beide stärken könnte. Die Folge: Es gäbe in Deutschlan­d gar keine Sozialstaa­tspartei von Gewicht mehr – geschweige denn eine, die irgendwie noch das Ziel hat, den Kapitalism­us zu überwinden. Die LINKE hätte schon in einer Koalition mit SPD und Grünen im Bund Mühe genug, ihre Glaubwürdi­gkeit als sozialisti­sche und Friedenspa­rtei zu bewahren.

Newspapers in German

Newspapers from Germany