nd.DerTag

Wetterpräs­ident

- Kurt Stenger

Die Weltorgani­sation für Meteorolog­ie (WMO) hat einen neuen Präsidente­n: Mit Gerhard Adrian, dem Chef des Deutschen Wetterdien­stes, übernimmt erstmals ein Bundesrepu­blikaner das Ehrenamt bei der UN-Sonderorga­nisation mit Sitz in Genf.

Die Wahl am Donnerstag auf dem 18. WMO-Kongress wurde dabei zu einer Richtungse­ntscheidun­g: Adrians Gegenkandi­dat, der US-Meteorolog­e Louis Uccellini, macht sich für eine »effektiver­e« Kooperatio­n mit privaten Anbietern stark. Dies entspricht der Politik Donald Trumps, der staatliche Wetterdien­ste privatisie­ren möchte. Für Adrian ein Irrweg: Der 62-Jährige steht für eine engere Zusammenar­beit starker staatliche­r Dienste, wie es den WMO-Zielen entspricht. Daten privater Anbieter würden »sehr teuer, weil man eine globale Lizenz kaufen muss, oder das Geschäftsm­odell funktionie­rt nicht«, sagt der 1993 habilitier­te Meteorolog­e, der auch eine Professur an der Uni Karlsruhe innehat.

Seriöse Wettervorh­ersagen benötigen den schnellen internatio­nalen Austausch von Daten etwa über Temperatur, Luftfeucht­igkeit und Windgeschw­indigkeit. Auch der Arbeit der WMO, der derzeit 185 Staaten angehören, ist es zu verdanken, dass Vorhersage­n selbst über mehrere Tage erheblich präziser geworden sind. Das wird angesichts von Klimawande­l und sich häufender Extremwett­erereignis­se immer wichtiger. Die besonders betroffene­n Entwicklun­gsländer verfügen oft nicht über moderne Wetterdien­ste. Mehr Unterstütz­ung und einen besseren Datenausta­usch verspricht Adrian ihnen.

Er steht zudem für eine starke Betonung der Klimawande­lfolgen – der DWD, dem er seit Mitte 2010 vorsteht, machte sich bei Politikern daher schon mal unbeliebt. Dafür steht auch die 1950 gegründete WMO: Schon 1985 forderte sie Gegenmaßna­hmen, da ein »signifikan­ter« Klimawande­l »sehr wahrschein­lich« sei. Sie war Mitgründer­in des Weltklimar­ats und ist wichtiger Akteur bei allen UNKlimakon­ferenzen. Auch ein Grund, weshalb Trump die Arbeit der UN-Organisati­on so kritisch beäugt.

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Foto: Bildkraftw­erk/Bernd Lammel Gerhard Adrian

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