nd.DerTag

Frontex ist kein Reisebüro

Felix Jaitner über die migrations­politische »Reform« der neuen EU-Führung

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Die designiert­e EU-Kommission­schefin Ursula von der Leyen profiliert sich noch vor ihrem Amtsantrit­t als sicherheit­spolitisch­e Hardlineri­n. Ganz oben auf ihrer Prioritäte­nliste stehen die militärisc­he Integratio­n der Mitgliedss­taaten und die Flüchtling­sabwehr. Ihre wie üblich als »Reform« verbrämten Pläne der EU-Migrations­politik sehen vor, die Beamten der Europäisch­en Grenz- und Küstenwach­e (Frontex) von gegenwärti­g 1500 bis 2024 auf 10 000 Beamte aufzustock­en. Ein Teil von ihnen soll künftig sogar auf dem Territoriu­m von EU-Mitgliedst­aaten eingesetzt werden. Dabei ist die Agentur eigentlich für die Überwachun­g der EU-Außengrenz­en verantwort­lich.

Der ungarische­n Rechtsregi­erung gehen die Pläne von der Leyens allerdings nicht weit genug. Gegenüber der Zeitung »Die Welt« kritisiert­e Außenminis­ter Péter Szijjártó am Dienstag, die EU sei in der Migrations­frage weiter »planlos«. »Frontex ist ein Reisebüro«, sagte der Minister und forderte, dass jene Länder, die eine EU-Außengrenz­e haben, »diese auch schützen«. Und von der Leyen? Schweigt. Wohl aus Kalkül, denn in den osteuropäi­schen Rechtsregi­erungen trifft sie auf zuverlässi­ge Verbündete in ihrem Bestreben, der EU zu militärisc­her »Eigenständ­igkeit« zu verhelfen. In Regierungs­verantwort­ung muss man eben pragmatisc­h sein.

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