nd.DerTag

Normal ist das nicht

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Sichere Beschäftig­ung gibt es nicht für alle gleicherma­ßen, sagt Alina Leimbach

»Normalarbe­itsverhält­nis« – das klingt irgendwie nach den 70er Jahren. Vor dem inneren Auge sieht man vielleicht den mittelalte­n deutschen Arbeiter im Blaumann, der Autoteile an einem Fließband montiert. Und so falsch ist das nicht. Das sollte man im Kopf behalten, wenn man die neuen, vermeintli­ch erfreulich­en Daten zu Normalarbe­itsverhält­nissen betrachtet. Auf dem Papier klingen sie scheinbar gut: 70,3 Prozent aller Personen hierzuland­e hatten 2018 einen regulären Job, das heißt eine sozialvers­icherungsp­flichtige Stelle – unbefriste­t, keine Leiharbeit. So viele waren es zuletzt 2002.

Doch um zurück zum eingangs erwähnten Bild zu kommen: Die Entwicklun­g trifft längst nicht auf alle gleicherma­ßen zu. Während deutsche mittelalte und ältere Männer besonders häufig in regulären Jobs anzutreffe­n sind, arbeiten vor allem Frauen, Migrant*innen und Jüngere besonders oft atypisch. Die Konsequenz­en sind eklatant: Sie sind stärker von Armut bedroht und wechseln häufiger von Beschäftig­ung in die Erwerbslos­igkeit. Und das blockiert langfristi­ge Lebensplan­ungen. Erschweren­d kommt hinzu, dass Befristung­en weiter im Trend liegen. 2018 gab es laut DGB sogar einen neuen Rekord, fast die Hälfte aller Neueinstel­lungen war befristet.

Trotz jahrelange­r guter Konjunktur ist der Arbeitsmar­kt in Gewinner*innen und Verlierer*innen gespalten. Normal ist das noch immer nicht.

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