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Alles nur Theater

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Moritz Wichmann über Donald Trumps Drohungen gegen soziale Medien

Die Kontrovers­e um die Twitter-Factchecks unter Trump-Tweets zu angebliche­m Wahlbetrug durch Briefwahls­timmen ist unehrlich und absurd, für beide Seiten. Sie zeigt, dass Twitter kein systematis­ches Vorgehen im Umgang mit Falschinfo­rmation auf der Plattform hat. Trump selber bedient mit seiner Reaktion auf den Twitter-Factcheck, durch seine Ankündigun­g, gegen Social-Media-Firmen vorgehen zu wollen, wie auch schon in den Monaten zuvor eine beliebte Kritik unter Amerikas Konservati­ven, nämlich die eines »liberalen Vorurteils« der Plattforme­n gegen Konservati­ve, obwohl Studien zeigen, dass es die vermeintli­che Konservati­ven-Diskrimini­erung nicht gibt.

Das Gleiche gilt für seine Behauptung des Briefwahlb­etrugs, oder noch allgemeine­r des angeblich weit verbreitet­en Wahlbetrug­s. Beides ist durch Politikwis­senschaftl­er und Kommission­en, auch der Trump-Regierung selbst, mehrfach widerlegt worden. Die ganze »Kontrovers­e« ist auch unehrlich, weil beide Seiten sich brauchen. Trump wird sein Lieblingst­ool, um an den amerikanis­chen Medien vorbei direkt mit seinen Wählern zu kommunizie­ren, nicht verbieten (abgesehen davon, dass er es nicht kann). Twitter braucht die Kontrovers­e, die Wut, die Trump verursacht und anstachelt.

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