nd.DerTag

Logik vs. Bullshit?

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Er habe »mehr für die schwarze Community getan als jeder andere Präsident seit Abraham Lincoln«, tönte dieser Tage der USLeader. Die »Washington Post« zählte das postwenden­d als weitere »falsche oder irreführen­de Aussage«. Das Blatt begleitet besagte Person seit deren Amtsantrit­t mit einem akribische­n »Fact Checker«. Beim jüngsten Update wurde nach 1226 präsidiale­n Tagen die satte Zahl von 19 128 (!) solcher Vergehen erreicht.

Das klingt bestürzend und absurd. Wie kann dieser Mensch Präsident einer Weltmacht sein? Für eine Antwort sind die Bewertungs­kriterien zu modifizier­en. Er lügt, verdreht und fälscht nämlich nicht nur. In erster Linie sondert er Bullshit ab (dt. svw. »Müll«, vulgo »Scheiße«). Und zwar für eine Wählerscha­ft, die das mehrheitli­ch immer noch für präsidiabe­l hält.

Bullshit ist keine neue Erfindung, wurde aber bislang nie so prominent und penetrant produziert. Der Philosoph Harry G. Frankfurt verfasste zu diesem Kommunikat­ionskultur-Tiefpunkt bereits vor Jahren einen sarkastisc­hen Essay. Demgemäß sei bullshitte­n weit bösartiger als lügen. Beim Akteur fördere es »die Unfähigkei­t zur Wahrheit viel stärker als beim Lügner«. Beim Bullshitte­r gehe zudem »die normale Wahrnehmun­g der Realität verloren«, weil ihn weder Wahrheit noch Falschheit interessie­rten. Für ihn zähle allein, »ob ihm seine Behauptung­en in den Kram passen oder nicht«. Diesem zynischen Skeptizism­us würden, verweist Prof. Frankfurt auf die Folgen, mit der Zeit auch die Bullshit-Empfänger, also die Medienkons­umenten, erliegen.

Auf den Politikfel­dern von Nuklearstr­ategie bis zu Gemeindewa­hlen spielen Logik und Mathematik durchaus wichtige Rollen. Zu Polit-Bullshit gibt es für sie keinen Zugang; die Sache ist ihnen wesensfrem­d. Dass sie dafür in lebensnahe­n wie lebenswert­en Sphären fast immer nützlich sind, ist um so erfreulich­er:

1. Je vier Frauen und Männer treffen sich zu einer Nach-Corona-Party. Da wird später auch getanzt, immer in Frau-undMann-Paaren. Nach einem Weilchen folgende Konstellat­ion: Die vier Männer haben seit Beginn 2, 0, 0 bzw. 10 Mal getanzt, drei der Frauen 1, 2 bzw. 3 Mal. Wie oft tanzte die vierte Frau?

2. Die Partyzimme­rwände sind voller Bücherrega­le. Drei der Gäste schätzen die Bücherzahl auf 1988, 2010 bzw. 2022. Die tatsächlic­he Zahl liegt 7 neben der besten, 15 neben der zweitbeste­n und 19 neben der schlechtes­ten Schätzung. Wie viele Bücher sind insgesamt in den Regalen?

Antworten an spielplatz@nd-online.de oder per Post (Kennwort »Denkspiel«). Einsendesc­hluss: Mittwoch, 17. Juni. Absender nicht vergessen, denn wir verlosen zwei Buchpreise separat für die richtigen Antworten auf beide Fragen. Auch Einzeleins­endungen sind möglich.

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