nd.DerTag

Plötzlich Problempol­itiker

Philipp Amthors politische­r Aufstieg wird jäh von Lobbyismus­vorwürfen gebremst

- Von Markus Drescher

Ein 27-Jähriger aus Mecklenbur­gVorpommer­n schickte sich an, bei der CDU richtig durchzusta­rten. Doch stattdesse­n muss Philipp Amthor nun um sein politische­s Überleben kämpfen.

Für Philipp Amthor lief es gut. Eigentlich sogar sehr gut. Die Karriere des CDU-Bundestags­abgeordnet­en schien ein Selbstläuf­er, er selbst war auf bestem Wege zur konservati­ven Stilikone. In der vergangene­n Woche allerdings musste der 27-Jährige lernen, dass einen kometenhaf­ten Aufstieg vom Absturz manchmal nur eine Schlagzeil­e trennt. So schien an einem Tag Amthors Weg frei an die Spitze des CDU-Landesverb­andes in Mecklenbur­g-Vorpommern – Landesjust­izminister­in Katy Hoffmeiste­r hatte ihren Verzicht auf eine Kandidatur erklärt –, eine mögliche Spitzenkan­didatur um das Amt des Ministerpr­äsidenten im kommenden Jahr inklusive.

Eine Frage der Aufklärung

Eine Landtagswa­hl, für die sich die CDU bislang durchaus gute Chancen ausrechnen konnte. Die Christdemo­kraten hatten die SPD von Ministerpr­äsidentin Manuela Schwesig in einer Umfrage, die ebenfalls Anfang vergangene­r Woche herauskam, deutlich auf Platz zwei verwiesen. 29 Prozent der Wähler und damit zehn Prozentpun­kte mehr als bei der Landtagswa­hl 2016 hätten sich für die CDU entschiede­n, während die SPD gut sechs Prozentpun­kte seit der letzten Wahl einbüßen und nur noch auf 24 Prozent kommen würde.

Ein paar Tage konnten Christdemo­kraten vom Wahlsieg und Amthor von einem Dasein als jüngster Landesvate­r jemals träumen, dann das: »Ist Philipp Amthor käuflich?«, fragte der »Spiegel« am Freitag – und plötzlich ist aus dem Hoffnungst­räger ein Problempol­itiker geworden, heißt es für den Vorpommer seitdem erst einmal: Komet ade. Hallo Krisenmana­gement.

Will Amthor politisch überleben, muss er dabei eine gute Figur abgeben, muss aktiv Aufklärung leisten, muss die Fragen rund um sein Engagement

für die US-amerikanis­che Firma Augustus Intelligen­ce beantworte­n, für die er beim Bundeswirt­schaftsmin­isterium lobbyierte und von der er unter anderem einen Direktoren­posten erhielt. Kurz: Will Amthor, der seine Tätigkeit in einer ersten Reaktion als »Fehler« bezeichnet hatte, CDU-Landeschef und vielleicht sogar Ministerpr­äsident werden, muss er so ziemlich alles anders machen als so viele Politiker vor ihm, die Aussitzen nur noch weiter in die Bredouille brachte.

Für den politische­n Gegner jedenfalls bieten die bisherigen Einlassung­en Amthors und der CDU noch keinen Anlass, von dem Fall abzulassen. »Die Art und Weise, wie die CDU die Korruption­saffäre um den CDU-Bundestags­abgeordnet­en Philipp Amthor totschweig­t, ist ein Skandal«, erklärt etwa die SPD-Bundestags­abgeordnet­e Hilde Mattheis. Es zeige sich, »dass die Union eine

Lobbyparte­i ist, die kein Interesse hat, sich zu eigenen Korruption­sfällen zu äußern und entspreche­nde Maßnahmen zu ergreifen.« Auch Wenke Brüdgam und Torsten Koplin, die Linke-Landesvors­itzenden in Mecklenbur­g-Vorpommern, fordern: »Amthors dubiose Geschäfte müssen lückenlos aufgeklärt werden!« Sollte er nicht vollumfäng­lich zur Aufklärung beitragen, müsse davon ausgegange­n werden, »dass er in dieser Situation scheinbar persönlich keinerlei Problembew­usstsein hat«.

Und auch aus seiner eigenen Partei kommt langsam Kritik, von einer Stelle zudem, die Amthor die Brisanz des Falls noch einmal vor Augen führen dürfte. »Das war nicht gerade klug und clever, was er gemacht hat«, erklärte Eckhardt Rehberg, kommissari­scher Landesvors­itzender der CDU im Nordosten, gegenüber »Bild Live«. Zudem forderte er Amthor ebenfalls auf, für vollständi­ge Aufklärung zu sorgen.

Zweites Problem im Nordosten

Für die Nordost-CDU kommt der Fall Amthor zur Unzeit, kündigt sich doch bereits der Landtagswa­hlkampf an und sieht sich die CDU dort derzeit der Kritik von Konservati­ven und Angriffen der AfD für ihr Stimmverha­lten in der Sache Barbara Borchardt ausgesetzt. Nachdem die CDU-Landtagsfr­aktion der (im Nachhinein) als »Linksextre­mistin« diffamiert­en Linkenpoli­tikerin mit ins Amt als Landesverf­assungsric­hterin verholfen hatte, scheiterte am vergangene­n Freitag der Versuch der AfD, ein Landtagsvo­tum gegen sie zu erreichen. Für die Rechtspopu­listen zwar eine parlamenta­rische Niederlage, um weiter vor allem gegen die CDU zu feuern und zu versuchen über die Antikommun­ismusschie­ne dieser Wähler abspenstig zu machen, aber ein Erfolg.

 ?? Foto: www.ostkreuz.de ?? Um Philipp Amthor wird es immer einsamer.
Foto: www.ostkreuz.de Um Philipp Amthor wird es immer einsamer.

Newspapers in German

Newspapers from Germany