nd.DerTag

Korruption mit Gewöhnungs­effekt

Für Christian Klemm ist Philipp Amthor nur noch schwer vermittelb­ar

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Er ist für viele Konservati­ve eine Nachwuchsh­offnung in der CDU: Philipp Amthor. Allerdings ist hat sich der Mann aus Mecklenbur­g-Vorpommern nicht nur einmal durch sein bubihaftes Auftreten lächerlich gemacht, so dass er in den sozialen Netzwerken vor allem als Clown durchgeht. Eine Recherche hat Amthor nun als einen korrupten Jungpoliti­ker geoutet. Für die eigenen Parteifreu­nde ist er jetzt vor allem eines: eine Belastung.

Während vor allem Kleinunter­nehmer aktuell mit dem Rücken zur Wand stehen, bat Amthor bereits 2018 im CDU-geführten Wirtschaft­sministeri­um um Unterstütz­ung für ein US-Unternehme­n, an dem er mit Aktien zu dem Zeitpunkt selbst beteiligt war. Diese Lobbyarbei­t ist in der Coronakris­e nur schwer vermittelb­ar. Und doch ist sie mehr als ein weiteres Verbindung­sstück zwischen Politik und Wirtschaft. 1993 musste der damalige Wirtschaft­sminister Jürgen Möllemann (FDP) zurücktret­en, weil er mehreren Handelsket­ten schriftlic­h einen Kunststoff­chip für ihre Einkaufswa­gen empfahl, der von einem seiner Verwandten vertrieben wurde (»Briefbogen­affäre«). Im Gegensatz zu Möllemann scheint Amthor aus seiner Nummer mit einer billigen Entschuldi­gung und einem blauen Auge davon zu kommen. So sehr hat man sich auch bei uns an korrupte Politiker gewöhnt.

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