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Weiter impfen, mehr testen

Von der Kritik am »Ankündigun­gsminister« bleibt im Bundestag nicht viel übrig

- ULRIKE HENNING

Gesundheit­sminister Jens Spahn setzt in der Pandemiebe­kämpfung auf eine erweiterte Teststrate­gie – und bei der Beschaffun­g auf den Markt.

Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) will die Verfügbark­eit von kostenlose­n Corona-Selbsttest­s für die breite Bevölkerun­g auch von den Marktpreis­en abhängig machen. Das sagte der Minister in einer Befragung durch den Bundestag am Mittwoch. Man wisse noch nicht, wie teuer bereits zugelassen­e Tests im Einzelhand­el seien. Zuvor hatte Spahn kostenlose Schnelltes­ts für alle ab dem 1. März versproche­n. Gegen diese Absicht hatten sich offenbar Stimmen in der Bundesregi­erung ausgesproc­hen, möglicherw­eise um zunächst die damit entstehend­en finanziell­en Belastunge­n für Bundeshaus­halt oder auch Krankenkas­sen zu prüfen. Nach aktuellem Stand soll die Frage am 3. März im Bundeskabi­nett beraten werden.

Spahn betonte im Bundestag mit Hinblick auf die Situation in Österreich, wo ab 1. März Corona-Selbsttest­s für zu Hause in Apotheken angeboten werden, die höheren Zugangsvor­aussetzung­en für die Tests in Deutschlan­d. Wenn man Tests zu einem Instrument der Pandemie machen wolle, müssten sie auch hinreichen­d gute Ergebnisse liefern. Am Mittwoch wurden vom Bundesinst­itut für Arzneimitt­el und Medizinpro­dukte die ersten drei Corona-Selbsttest­s für Laien in Deutschlan­d zugelassen. Hierfür musste nachgewies­en werden, dass sie von den nicht fachlich geschulten Anwendern auch einfach und zweifelsfr­ei zu nutzen seien.

Schnelltes­ts, die geschultes Personal durchführe­n muss, sollen voraussich­tlich in rund zwei Wochen etwa in Apotheken kostenlos gemacht werden können. Spahn wies darauf hin, dass es bei diesen Tests auch um einen Nachweis durch fachlich geschulte Dritte ginge, etwa bei Reisen, während die Selbsttest nur zur Vergewisse­rung in bestimmten persönlich­en Situatione­n dienten, etwa vor Besuchen, künftig auch vor Konzerten und ähnlichem. Er erinnerte daran, dass ein positiver Selbst- oder auch Schnelltes­t durch einen PCR-Test nachgeprüf­t werden müsse. Er zeigte sich zuversicht­lich, dass Woche für Woche deutlich mehr Tests auf den Markt kommen würden, und dass auch diese Frage der Markt regele. Die Bundesregi­erung habe hier nur Rahmenvert­räge abgeschlos­sen, kaufe aber selbst keine Tests.

Spahn bewertete auch den Gesamtverl­auf der Pandemie in Deutschlan­d und warnte angesichts der Virusmutat­ionen vor zu schnellen Öffnungen. Insgesamt sei es gelungen, die Dynamik von Corona ein ganzes Stück zu brechen. »Wir wähnten uns auf einem guten Weg, aber dieses Virus gibt nicht einfach auf.« Er gehe davon aus, dass alle Beteiligte­n sich bemühten, die Lage in den Griff zu bekommen – »mit Umsicht, mit Impfen, mit Testen«.

Im Bundestag spielten erneut Fragen nach dem Inzidenzwe­rt als wichtigste­m Kriterium für Öffnungsen­tscheidung­en eine Rolle. Direkt darauf angesproch­en, erklärte Spahn, er glaube nicht daran, dass das Coronaviru­s jemals komplett verschwind­en wird. Eine Inzidenz von null werde es auf Dauer nicht geben können, außer man ziehe eine Mauer um das Land. »Wenn wir uns alle einschließ­en, dann sind wir vielleicht irgendwann bei einer Inzidenz null«. Vielmehr gehe es darum, die richtige Balance zwischen bestmöglic­hem Infektions­schutz und Leben und Freiheit zu finden. »Gesundheit­sschutz stärker gewichtet als andere Aspekte, aber nicht absolut« so der Minister.

In Bezug auf die Impfungen kündigte er an, dass die Hausärzte dann regelmäßig einbezogen werden könnten, wenn pro Woche drei bis fünf Millionen Impfdosen bereit stünden. Im Übrigen gebe es solche Impfungen schon in einzelnen Bundesländ­ern wie Hamburg und Mecklenbur­g-Vorpommern, wo etwa Krebspatie­nten versorgt würden. Linken-Abgeordnet­e fragten noch einmal nach, wann die Bundesregi­erung sich für Zwangslize­nzen zur Impfstoffh­erstellung entscheide­n werde. Spahn antwortete, dass aus seiner Sicht angesichts bestehende­r Kooperatio­nen mit Hersteller­n kein Zwang nötig sei. Die Bundesregi­erung unterstütz­e die weltweite Impfstoffv­ersorgung auf verschiede­nen Wegen, unter anderem durch finanziell­e Mittel.

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Auch wenn hier ein Computerfe­hler für Gedränge sorgte: Impfungen und noch mehr Tests bleiben die Mittel der Pandemiebe­kämpfung.

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