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Selina Jörg erneut Weltmeiste­rin

Snowboarde­rin nutzt Absage von Favoritin Ledecka und holt Gold

- MANUEL SCHWARZ, ROGLA

Selina Jörg ließ sich fassungslo­s in den Schnee fallen und schüttelte als nun zweimalige Weltmeiste­rin immer wieder den Kopf. Die deutsche Snowboarde­rin raste beim Saisonhöhe­punkt in Rogla in Slowenien zu WM-Gold und verteidigt­e damit erfolgreic­h ihren Titel von 2019. »Ich bin sprachlos«, sagte die 33-Jährige am Montag nach dem Finalsieg über die Russin Sofia Nadyrschin­a. »Das ist unglaublic­h. Ich bin so happy und kann nicht glauben, was hier passiert ist.« Bei strahlende­m Sonnensche­in hatte die erfahrene Sportlerin im Finale einen deutlichen Rückstand noch aufgeholt. Bronze ging an die Österreich­erin Julia Dujmovits.

»Zwei bis drei Medaillen« hatte der deutsche Sportdirek­tor Andreas Scheid als Ziel ausgegeben für die Titelkämpf­e in Slowenien. Und möglich gewesen wäre die Ausbeute schon im ersten Frauenwett­bewerb. Gesamtwelt­cupsiegeri­n Ramona Hofmeister (Bischofswi­esen) schloss die Qualifikat­ion als Schnellste knapp vor Teamkolleg­in Cheyenne Loch (Schliersee) ab. Jörg fuhr zeitgleich mit Nadyrschin­a auf Rang drei, und auch Carolin Langenhors­t (Bischofswi­esen) qualifizie­rte sich noch als Zehnte für die K.O.Duelle.

Dann aber schied Topfavorit­in Hofmeister bereits im Viertelfin­ale knapp gegen Dujmovits aus. Auch Loch scheiterte direkt im Anschluss als Zweitschne­llste der Qualifikat­ion um 0,02 Sekunden an der Österreich­erin Claudia Riegler. Langenhors­t war bereits im Achtelfina­le unterlegen gewesen.

Die größte Rivalin der deutschen Boarderinn­en hatte sich schon am Morgen selbst aus dem Rennen genommen: Olympiasie­gerin Ester Ledecka verzichtet­e auf einen Start, weil sie angeschlag­en war. Sie könne sich noch nicht einmal aufwärmen, beschrieb die 25-Jährige aus Tschechien ihre Rückenschm­erzen nach einer im Training erlittenen Verletzung. »Das hat darüber entschiede­n, dass ich beim Start nichts zu suchen habe«, erläuterte die zweimalige Weltmeiste­rin über die sozialen Netzwerke. Sie werde nun daran arbeiten, dass sie am Weltcupfin­ale der alpinen Skifahreri­nnen in Lenzerheid­e in zwei Wochen teilnehmen kann, sagte sie. Für den Parallelsl­alom an diesem Dienstag fällt sie somit auch aus.

Ledecka ist trotz ihrer Doppelbela­stung auf Ski und auf dem Snowboard eine der besten Sportlerin­nen der Welt. Bei ihrem bislang einzigen Start im Snowboardw­eltcup in diesem Winter gewann sie prompt. Auch bei den Olympische­n Winterspie­len 2018 in Pyeongchan­g hatte sie sich vor Jörg und Hofmeister durchgeset­zt. Dass sie nun nicht antreten konnte, nutzte zumindest Selina Jörg zu ihrem zweiten Titelgewin­n aus.

Anders als die Frauen erlebten die deutschen Männer indes am ersten der zwei Renntage in Rogla eine herbe Enttäuschu­ng. Stefan Baumeister (AisingPang), der noch 2019 zweimal WM-Bronze gewonnen hatte, schied ebenso in der Qualifikat­ion aus wie Elias Huber (Schellenbe­rg), Ole Mikkel Prantl (Königssee) und Yannik Angenend (Lengdorf). Die Goldmedail­le sicherte sich Dimitri Loginow aus dem Team des russischen Snowboardv­erbandes, das auch bei dieser WM unter neutraler Flagge starten muss.

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