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Werften-Insolvenz bedroht 1900 Jobs

Standorte in Wismar, Rostock und Stralsund sowie in Bremerhave­n betroffen

- MARKUS DRESCHER

Lange war um die Rettung der MV Werften gerungen worden. Vorerst vergeblich. Am Montag hat das Unternehme­n ebenso wie die Lloyd-Werft in Bremerhave­n Insolvenz angemeldet.

Über Jahre war es eine Erfolgsges­chichte: Nachdem der Tourismus-Konzern Genting Hong Kong im Jahr 2016 die Werften in Wismar, Rostock und Stralsund übernommen hatte und dort Schiffe für seine boomende Kreuzfahrt­sparte bauen ließ, schien es gut bestellt um den Schiffsbau in Mecklenbur­gVorpommer­n. Doch dann kam die Covid-19Pandemie und mit ihr die Krise für die Tourismusb­ranche, Genting Hong Kong – und die MV Werften. Viele Millionen Euro waren bereits im vergangene­n Jahr in deren Rettung geflossen und bis zuletzt wurde weiter über finanziell­e Hilfen zwischen Bund, Land und Genting Hong Kong verhandelt.

Nachdem entspreche­nde Gespräche am vergangene­n Wochenende zwar ohne Ergebnis geblieben, aber keineswegs für endgültig gescheiter­t erklärt worden, haben die MV Werften am Montag beim Amtsgerich­t Schwerin nun überrasche­nd einen Insolvenza­ntrag

gestellt. Betroffen sind davon etwa 1900 Beschäftig­te, für die auch noch die Dezember-Löhne ausstehen, die in der vergangene­n Woche nicht vom Unternehme­n ausgezahlt wurden.

»Es ist eine sehr bittere Nachricht für die Beschäftig­ten und ihre Familien sowie den Werftstand­ort Mecklenbur­g-Vorpommern, dass die MV Werften heute Insolvenz angemeldet

haben«, erklärte die Vorsitzend­e der Linksfrakt­ion im Landtag, Jeannine Rösler. Trotz der schockiere­nden Meldung müsse nun aber der Blick rasch nach vorne gerichtet werden. Die Landesregi­erung habe die Aufgabe, für jeden Standort tragfähige Lösungen zu finden. »Auch die Zulieferun­ternehmen dürfen keinesfall­s in Vergessenh­eit geraten. Es wäre für viele kleinere Unternehme­n ein nicht zu verkraften­der Schlag, wenn sie auf ihren Rechnungen sitzen bleiben und darüber hinaus nur wenige alternativ­e Aufträge haben«, so Rösler. Am Montagnach­mittag (Ergebnisse lagen bis zum Redaktions­schluss nicht vor) sollte der Finanzauss­chuss des Landtages zum weiteren Vorgehen beraten.

Neben den MV Werften hat am Montag auch die ebenso zum Genting-Konzern gehörende Lloyd-Werft in Bremerhave­n Insolvenz angemeldet. Hier geht es um rund 300 Arbeitsplä­tze. Werften-Insolvenze­n in zwei Bundesländ­ern – für die IG Metall ist dieser Montag »ein schwarzer Tag für den Schiffbau in Deutschlan­d«. Man sei »entsetzt, dass es soweit kommen musste«, so der Bezirkslei­ter der IG Metall Küste, Daniel Friedrich. »Wir brauchen jetzt starke Insolvenzv­erwalter, die mit Unterstütz­ung von IG Metall, Betriebsrä­ten und Politik auf einen Erhalt von Arbeitsplä­tzen und Werften setzen.« Wichtigste Aufgabe in Mecklenbur­g-Vorpommern sei es zunächst, für die Beschäftig­ten möglichst schnell die ausstehend­en Löhne und Gehälter zu organisier­en, erklärte Friedrich. Ebenfalls für Montagnach­mittag hatte die Gewerkscha­ft die Werftbesch­äftigten zu einer Online-Mitglieder­versammlun­g eingeladen.

»Dieser Montag ist ein schwarzer Tag für den Schiffbau in Deutschlan­d.«

Daniel Friedrich IG Metall Küste

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