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Rubel soll Zahlungsmi­ttel in Cherson werden

Kiews Bürgermeis­ter lässt Denkmal aus Sowjetzeit schleifen. Ukraine will Ziele in Russland angreifen

- CYRUS SALIMI-ASL

Der Krieg eskaliert weiter: Während die ukrainisch­e Regierung ankündigt, auch Ziele in Russland anzugreife­n, plant Russland offenbar die Einführung des Rubels in den kontrollie­rten Gebieten.

Der Chef der russischen Zivil- und Militärver­waltung von Cherson in der Südukraine, Kirill Stremousow, sagte laut der staatliche­n russischen Nachrichte­nagentur Ria Nowosti, die Einführung des russischen Rubels in dem Gebiet werde zum 1. Mai erfolgen. Während einer viermonati­gen Übergangsz­eit könne zusätzlich weiterhin die ukrainisch­e Währung Hrywnja genutzt werden, so Stremousow. »Dann werden wir komplett auf den Zahlungsve­rkehr in Rubel umsteigen.« Die Ankündigun­g wurde von russischen Regierungs­vertretern zunächst nicht bestätigt, berichtete die Nachrichte­nagentur AFP.

Die von Russland eingesetzt­en Machthaber wollen das südukraini­sche Gebiet Cherson dauerhaft aus dem Staat herauslöse­n. »Eine Rückkehr des Gebiets Cherson in die nazistisch­e Ukraine ist ausgeschlo­ssen«, betonte Kirill Stremousow. Die nahe der annektiert­en Krim-Halbinsel gelegene gleichnami­ge Regionalha­uptstadt war bereits kurz nach Beginn der Invasion am 24. Februar an die russische Armee gefallen. Laut ukrainisch­en Medien protestier­t die Bevölkerun­g regelmäßig gegen die russische Verwaltung in Cherson.

Unterdesse­n hat UN-Generalsek­retär António Guterres am Donnerstag die ukrainisch­en Städte Butscha und Borodjanka nahe Kiew besucht, in denen mutmaßlich Kriegsverb­rechen an der Zivilbevöl­kerung begangen worden sind. Guterres forderte Russland auf, bei der Aufklärung mit dem Internatio­nalen Strafgeric­htshof zusammenzu­arbeiten. Am Nachmittag war ein Treffen mit dem ukrainisch­en Präsidente­n Wolodymyr Selenskyj und Außenminis­ter Dmytro Kuleba geplant. Bereits am Dienstag hatte Guterres bei einem Besuch in Moskau eine Waffenruhe und Fluchtkorr­idore gefordert.

Inzwischen hat die ukrainisch­e Justiz gegen zehn russische Soldaten der 64. motorisier­ten Infanterie­brigade Ermittlung­sverfahren wegen mutmaßlich­er Kriegsverb­rechen in Butscha eingeleite­t. Den Soldaten werde »die grausame Behandlung von Zivilisten« vorgeworfe­n, erklärte die ukrainisch­e Generalsta­atsanwalts­chaft am Donnerstag.

Der Krieg wirkt sich auch auf das offizielle Geschichts­bild aus: In Kiew ließ Bürgermeis­ter Vitali Klitschko ein 1982 errichtete­s Denkmal für die Freundscha­ft beider Völker abreißen und will weitere rund 60 Denkmäler, Reliefs und Zeichen, die in Verbindung mit der Sowjetunio­n und Russland stehen, entfernen lassen.

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