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Windkraft geht die Puste aus

Nach einem Zwischenho­ch droht der alternativ­en Branche wieder Einbruch

- ANDREAS FRITSCHE af

Mit 21 neuen Windkrafta­nlagen im ersten Quartal 2022 sieht es vorerst gut aus, aber mit nur 13 genehmigte­n Windrädern im selben Zeitraum schon wieder nicht. Die Branche warnt die Politik, sich zufrieden zurückzule­hnen.

Ab 2024 will das kanadische Unternehme­n Rocktech am südbranden­burgischen Standort Guben Lithium aufbereite­n. Das superleich­te Metall wird für die Batterien von Elektroaut­os in reiner Form benötigt. Um es zu erzeugen, plane man den ersten LithiumKon­verter Europas, berichtet Vorstand Dirk Harbecke am Donnerstag. Sein Unternehme­n will in Guben 470 Millionen Euro investiere­n und in der Anlage 160 Mitarbeite­r beschäftig­en.

Harbecke informiert darüber am Rande eines Branchenta­ges des Berlin-Brandenbur­ger Verbands Erneuerbar­e Energie (BEE) im Andel’s Hotel in der Hauptstadt. Er betont dabei, dass der Energiebed­arf der Anlage mit Ökostrom gedeckt werden soll. Für grüne Batterien brauche man grüne Rohstoffe, die möglichst ohne CO2-Ausstoß hergestell­t werden sollen. Das liege im Trend. »Von Seiten der Konsumente­n und der Wirtschaft ist die Nachfrage nach erneuerbar­er Energie extrem hoch.« Ähnlich hatte sich am Dienstagab­end Ministerpr­äsident Dietmar Woidke (SPD) geäußert. Er hatte gesagt, die Erneuerbar­en seien die Zukunft Brandenbur­gs, da Firmen wie der US-Autokonzer­n Tesla sich nur noch da ansiedeln, wo solche Energien verfügbar seien.

Aber das könnte ein Problem werden. Nach einer Prognose des Netzbetrei­bers 50Hertz steigt der Strombedar­f im Großraum Berlin-Brandenbur­g bis 2030 um fast 17 Terawattst­unden. Allein in Berlin würden dann 21 Terawattst­unden im Jahr verbraucht werden.

Im Moment sieht es gut aus beim Ausbau der Erneuerbar­en Energien. 104 Windkrafta­nlagen mit einer Gesamtleis­tung von 412 Megawatt (MW) wurden im vergangene­n Jahr in Brandenbur­g gebaut, 15 Anlagen mit zusammen 16 MW abgebaut. Unter dem Strich ist das für BEE-Sprecher Jan-Hinrich Glahr ein erfreulich­es Ergebnis nach der Delle der Jahre ab 2018, als weniger als 300 MW und teils kaum mehr als 200 MW zugebaut worden sind. Auch im laufenden Jahr scheint sich der positive Trend fortzusetz­en. Im ersten Quartal seien schon 21 Windräder mit insgesamt 93 Megawatt Leistung errichtet worden und für den Rest des Jahres werde es voraussich­tlich so weitergehe­n, erwartet Glahr. Doch in zwei Jahren könnte der Höhenflug schon wieder enden. Denn es wurden im ersten Quartal 2022 nur noch 13 Genehmigun­gen für neue Windräder in Brandenbur­g erteilt – »weniger als die Hälfte im Vergleich zum Vorjahr«, bedauert Glahr. Wenn sich dies so fortsetzt wie es zu befürchten sei, dann werde man erneut auf weniger als 300 Megawatt pro Jahr zusätzlich oder sogar nur 200 zurückfall­en. »Das wäre eine Katastroph­e.«

Glahr vermutet, dass die allesamt ungültigen Regionalpl­äne für Brandenbur­gs Teilgebiet­e für das jetzige Stocken der Genehmigun­g von Windrädern verantwort­lich sind. Zwar können von der Gemeinsame­n Landesplan­ung Berlin-Brandenbur­g Sondergene­hmigungen erteilt werden und das habe zuletzt auch gut funktionie­rt. Nun scheine dieses Behelfsmit­tel aber langsam ausgereizt. »Man kann nicht abwarten«, warnte Jan-Hinrich Glahr an die Adresse von Infrastruk­turministe­r Guido Beermann (CDU). Aber auch das Ressort von Umweltmini­ster Axel Vogel (Grüne) sieht er in der

Pflicht. 1,7 Prozent der Landesfläc­he stehen für Windräder zur Verfügung. Perspektiv­isch müssten es drei Prozent sein, findet Glahr.

Was Solarzelle­n betrifft, kann er einen erstaunlic­hen Zuwachs melden. Beim Biogas gehe es gegenwärti­g darum, den Bestand wenigstens zu halten. Das beklagt der Experte. Denn Biogasanla­gen könnten »eine wichtige Rolle bei dem Streben nach Unabhängig­keit von russischem Erdgas spielen«.

Erneuerbar­e Energie in Brandenbur­g

In Brandenbur­g sind aktuell 3959 Windkrafta­nlagen bis zum Jahr 2040 auf 12,3 Gigawatt mit einer Gesamtleis­tung von 7983 gesteigert werden. 9,2 Gigawatt Solarstrom Megawatt jährlich am Netz. sollen durch Anlagen erzeugt werden, die frei Im ersten Quartal 2022 wurde im Bundesland in der Landschaft stehen, 3,1 Gigawatt durch der Bau von neun Windrädern in MärkischOd­erland, Solaranlag­en auf Dächern. zwei Windrädern in Ostprignit­zRuppin Nach einer Prognose des Netzbetrei­bers und je einem in Teltow-Fläming und in 50Hertz könnte sich der Bedarf an Ökostrom der Uckermark genehmigt. in Berlin und Brandenbur­g bis 2030 nahezu Laut Energiestr­ategie 2040 der Landesregi­erung verdoppeln – wegen geplanter und erwarteter soll die installier­te Leistung von Solaranlag­en Firmenansi­edlungen.

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Ein Windrad steht vor den Kühltürmen des Braunkohle­kraftwerks Jänschwald­e.

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