»Es muss der Grundsatz der Datensparsamkeit gelten.«
Gewerkschaft NGG
Wedde ist Jury-Mitglied bei den Big-Brother-Awards, einem Negativpreis, der vom Verein Digitalcourage an Unternehmen, Behörden, Regierungen und Organisationen vergeben wird, die es mit Datenschutz und digitalen Bürgerrechten nicht allzu genau nehmen. Neben dem Bundeskriminalamt und dem Zahlungsdienstleister Klarna gehört Lieferando zu den diesjährigen Preisträgern. Das Unternehmen wurde am Freitag in der Kategorie »Arbeitswelt« prämiert. Im Kern richtet sich die Jury-Kritik gegen die verwendete App. »Scoober macht natürlich viel mehr. Es erfasst den aktuellen Standort der Lieferando-Fahrer*innen alle 15 bis 20 Sekunden und speichert das ab. Dafür gibt es überhaupt keine Rechtfertigung«, ist Arbeitsrechtler Wedde überzeugt.
Das Problem aus Sicht des Jurors: »Lieferando sammelt diese Daten für Zwecke, die wir nicht kennen.« Eine »Totalkontrolle von Beschäftigten« dürfe es aber nur in begründeten Sonderfällen geben. Wedde nennt das Beispiel von Feuerwehrleuten im Einsatz, etwa bei einem Hausbrand. In der Kleidung und in den Helmen der Einsatzkräfte steckt eine Vielzahl an Sensoren und Transpondern. »Da kann man genau sehen, wo und ob sie stehen oder liegen. Das ist auch vernünftig. Wenn denen etwas passiert, dann möchten die auch, dass sie gerettet werden.« Solch ein Sonderfall liege bei Lieferando jedoch nicht vor.
Zur gleichen Einschätzung kam vergangenes Jahr der Datenschutzbeauftragte des Landes Baden-Württemberg, Stefan Brink. Er hatte sich im Rahmen einer Vorprüfung nach der Beschwerde eines Fahrers mit Lieferando