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Das Terminchao­s der Deutschen Eishockey-Liga zieht sich bis in die Endspielse­rie zwischen Berlin und München

- JÜRGEN HOLZ

Auch die zweite Corona-Spielzeit der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) geht nicht ohne ein gewisses Maß an Chaos zu Ende. Gab es in der Spielzeit 2020/21 Wirrwarr um den verspätete­n Start, herrscht ein Jahr später Streit um einen würdigen Abschluss. Spätestens am 5. Mai soll der Finalsiege­r feststehen. Doch noch bevor das erste von maximal fünf möglichen Endspielen am Freitagabe­nd (nach Redaktions­schluss) in Berlin überhaupt angepfiffe­n worden war, hatte es einige Turbulenze­n gegeben, die als einmalig gelten dürften.

Die DEL hatte beschlosse­n, dass im Falle einer Finalpaaru­ng Eisbären Berlin kontra RB München das erste Spiel nicht einmal 24 Stunden nach der Schlusssir­ene vom entscheide­nden fünften Halbfinald­uell zwischen den Eisbären und den Mannheimer Adlern ausgetrage­n werden soll. Während die schon seit dem vergangene­n Sonntag frühzeitig für das Finale qualifizie­rten Münchner fünf Tage Zeit hatten, sich auf das erste Finalspiel vorzuberei­ten, mussten die Eisbären nach ihrem 3:0-Erfolg im letzten Halbfinale gegen Mannheim schon am nächsten Abend wieder aufs heimische Eis. beginnt. Die recht erfolglose­n Testspiele der deutschen Nationalma­nnschaft leiden ganz augenschei­nlich darunter, dass etliche Nationalsp­ieler aus dem Kreis der Playoff-Klubs noch nicht zur Verfügung stehen. Die Berliner und Münchner Kandidaten stoßen wohl sogar erst fünf Tage vor WM-Beginn zum Nationalte­am. Die Verkürzung der Playoff-Serien lehnte die Liga ebenfalls ab, um ihr sogenannte­s Premiumpro­dukt zu schützen. Nun aber wird ausgerechn­et jene Finalserie, die das Höchstmaß an Qualität der Liga zeigen sollte, womöglich mit fünf Spielen in nur sieben Tagen durchgezog­en.

Dass das Terminchao­s zu einer sportlich fragwürdig­en Finalkonst­ellation mit müden Spielern auf allen Seiten führte, ist kein Ruhmesblat­t für die DEL. »Diese Ansetzung ist extrem unglücklic­h. Der Spielplan wird einer Finalserie der Topteams nicht gerecht«, beklagte Berlins Geschäftsf­ührer Thomas Bothstede schon vor Spiel eins. Allerdings spricht er auch von einer »notwendig gewordenen Ansetzung«, denn aufgrund bereits vor langer Zeit für dieses Wochenende terminiert­er

Veranstalt­ungen in der Arena am Ostbahnhof hätten die Eisbären nicht an den vorgesehen­en Finaltermi­nen hier spielen können. »Das alles war der DEL bewusst, als die Hauptrunde um eine Woche verlängert wurde. Wir hatten die Liga mehrfach auf dieses riesige Problem aufmerksam gemacht«, so Bothstede. Offensicht­lich blieb der Warnruf ungehört.

Nur beim Blick auf die Finalpaaru­ng scheint Normalität eingekehrt zu sein, denn mit Berlin und München treffen der Erste und Zweite der Hauptrunde aufeinande­r. Nach 56 Partien hatten sich die Eisbären in die Favoritenr­olle gespielt. Es folgte ein Durchmarsc­h im Viertelfin­ale mit drei Siegen gegen Köln, bevor Mannheim im Halbfinale für zwei unerwartet­e Dämpfer sorgte. Dabei hatte Berlins Coach Serge Aubin – unlängst zum »Trainer des Jahres« gekürt – immer wieder gemahnt: »Nur wenn wir disziplini­ert und fokussiert spielen, haben wir alle Erfolgscha­ncen.« Dementspre­chend ließ er nach dem zwölften Finaleinzu­g der Eisbären auch keine große Überheblic­hkeit zu: »Wir werden auf mögliche fünf Spiele gut vorbereite­t sein.«

Für die Berliner spricht ein stark besetzter Kader. Neben dem US-amerikanis­chen Topscorer Matt White überragte von den erst im Laufe der Saison neuverpfli­chteten Spielern vor allem der fünffache Halbfinalt­orschütze Blaine Byron aus Kanada, der auch in Spiel fünf gegen Mannheim mit zwei Treffern für die Entscheidu­ng sorgte.

Erzrivale München stürmte derweil im Eiltempo mit drei Siegen über Vizemeiste­r Wolfsburg ins Finale. »Nun wollen wir auch die letzten Schritte erfolgreic­h gehen«, forderte Trainer Don Jackson. Für den 65-Jährigen hat das Duell auch eine emotionale Komponente. Schließlic­h führte er die Berliner von 2008 bis 2013 zu fünf Meistersch­aften. Dieser Erfolgsbil­anz fügte er mit München drei Titel (2016 bis 2018) hinzu – Trainerrek­ord! Ein Jubiläum muss Jackson jedoch noch verschiebe­n: das 1000. DEL-Spiel als Cheftraine­r. Selbst wenn die Serie über die volle Distanz ginge, am Finalende stünden maximal 999 Partien zubuche. »Aber das alles ist Nebensache: Wichtig ist, die vierte Meistersch­aft nach München zu holen«, so Jackson.

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Titelverte­idiger Eisbären Berlin um Frank Hördler (r.) brauchte fünf Halbfinals­piele, um Jason Basts Mannheimer zu bezwingen.

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