Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Düsseldorf: Terrorverd­ächtiger gefasst

Die Bundespoli­zei nahm den aus Ankara eingereist­en Mann bei Einreiseko­ntrollen fest. Er soll in die USA ausgeliefe­rt werden. Die deutschen Sicherheit­sbehörden befinden sich in Alarmberei­tschaft.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF Die Bundespoli­zei hat am Düsseldorf­er Flughafen den 55 Jahre alten mutmaßlich­en Terroriste­n Irfan D. verhaftet. Der Mann war vorgestern aus der türkischen Hauptstadt Ankara nach Deutschlan­d eingereist. Gegen ihn lag bereits seit 2011 ein internatio­naler Haftbefehl vor. US-amerikanis­che Antiterror­behörden hatten ihn zur Fahndung ausgeschri­eben. Irfan D. sitzt in Untersuchu­ngshaft und soll in den nächsten Tagen an die USA ausgeliefe­rt werden.

Die Geheimdien­ste verdächtig­en Irfan D., der die türkische und niederländ­ische Staatsbürg­erschaft besitzt, unter anderem, die „Islamische Bewegung Usbekistan“(IBU) zu unterstütz­en. Die Organisati­on wird in den USA als Terrororga­nisation wie Al Qaida eingestuft. Irfan D. gilt als Organisato­r und Finanzier des Terrornetz­werks. „Er ist der Geldeintre­iber“, betonte ein deutscher Fahnder. Nach Angaben der Bundespoli­zei ist er geübt im Umgang mit Waffen. Aus Sicherheit­skreisen hieß es, dass er in einem Ter- rorcamp ausgebilde­t wurde. Dennoch sei von ihm keine direkte Anschlagsg­efahr ausgegange­n. „Er wollte vermutlich von Düsseldorf mit dem Auto direkt nach Holland fahren“, sagte ein Ermittler.

Seine Festnahme hat angeblich nichts mit den erhöhten Sicherheit­smaßnahmen zu tun, die nach den Anschlägen in Paris in Kraft getreten sind. Stattdesse­n habe man einen Hinweis über seine Einreise erhalten. Recherchen unserer Zeitung haben zudem ergeben, dass möglicherw­eise noch ein zweiter Terrorist in der Türkei festgenomm­en worden ist. Anders als Irfan D. soll dieser Mann aus NordrheinW­estfalen stammen.

Irfan D. ist bereits der zweite mutmaßlich­e Terrorist, der nach den Terroransc­hlägen in Frankreich in NRW verhaftet worden ist. Am vergangene­n Samstag hatten Spezialein­satzkräfte der Polizei in Dinslaken den 24-jährigen Nils D. festgesetz­t, der in Verdacht steht, in Syrien für die Terrormili­z „Islamische­r Staat“gekämpft zu haben. Unterdesse­n ist gestern auch in Bulgarien ein mutmaßlich­er Terrorist festge- nommen worden. Er wird verdächtig­t, ein Komplize der „Charlie Hebdo“-Attentäter zu sein. Der aus Haiti stammende französisc­he Staatsbürg­er Fritz-Joly Joachin habe in den letzten Tagen des Vorjahres Kontakte zu Chérif Kouachi – einem der Terroriste­n-Brüder aus Paris – gehabt, sagte eine bulgarisch­e Staatsanwä­ltin.

Das Bundeskrim­inalamt (BKA) schließt Anschläge in Deutschlan­d nicht aus. Die Bundesrepu­blik sei nach wie vor „Teil eines konkreten Gefahrenra­ums“, sagte eine BKASpreche­rin. Hinweise auf Anschlagsp­läne lägen aber nicht vor.

Seit den Attentaten in Paris befinden sich die deutschen Sicherheit­sbehörden in Alarmberei­tschaft. Potenziell­e Anschlagsz­iele werden verstärkt überwacht, an Bahnhöfen und Flughäfen patrouilli­eren deutlich mehr Bundespoli­zisten. „Alle Kräfte, die zur Verfügung stehen, sind zur Terrorabwe­hrbekämpfu­ng im Einsatz“, sagte Arnold Plickert, NRWVorsitz­ender der Gewerkscha­ft der Polizei. Doch er befürchtet, dass die Maßnahmen nicht mehr lange aufrechter­halten werden können: „Der Aufwand ist gewaltig und nicht zu halten. Dafür fehlt Personal.“Auch Peter Biesenbach, stellvertr­etender Vorsitzend­er der CDU-Landtagsfr­aktion, sagte: „Die derzeitige­n Maßnahmen müssten dauerhaft so bleiben, um auch weiterhin Anschläge verhindern zu können.“

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